Mitarbeiter des Instituts für Virologie der Philipps-Universität Marburg
picture alliance/Arne Dedert/dpa

Gesundheit
Marburger Virologen forschen an Impfstoff gegen Coronavirus

Auch Wissenschaftler aus Marburg suchen nach Antworten auf den in China ausgebrochenen Virus. Ob ein Impfstoff wirkt, zeigt sich jedoch nicht sofort.

24.01.2020

Das neuartige Coronavirus beschäftigt auch hessische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Virologen der Universität Marburg sind an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen den Lungen-Erreger beteiligt. Die Wissenschaftler nutzen dafür eine sogenannte Impfstoffplattform, wie Professor Stephan Becker erläutert, der Direktor des Marburger Instituts für Virologie. Mit diesem Verfahren sollen möglichst schnell Gegenmittel für neue Viren gefunden werden. "Man kann aber nicht erwarten, dass man bereits in der ersten Ausbruch-Phase eines neuen Virus einen Impfstoff zur Verfügung hat", betont Becker, der mit seinem Team schwerpunktmäßig hochansteckende Erreger erforscht.

Mit der Plattform, die wie ein Baukastensystem für Viren und passende Antigene funktioniert, soll die Entwicklung von Impfstoffen beschleunigt werden. Mindestens ein Jahr dauert es, bis klar ist, ob ein Mittel wirkt und sicher ist, so Becker. Sein Institut arbeitet mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, unter anderem am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung.

Die aktuell große Aufmerksamkeit für den Ausbruch hält Virologe Becker für wichtig: "Das hat den positiven Effekt, dass die Sensibilität für das Thema wächst, gerade in Praxen und Krankenhäusern." So könne schnell reagiert werden, sollte ein Patient aus China in Deutschland behandelt werden müssen.

Berliner Charité: Tests zur Erkennung von Virus

Sofort nach der Entzifferung der Erbgutsequenz des neuartigen Coronavirus in China machten sich Labore weltweit daran, Tests zu entwickeln, mit denen sich der Erreger in Proben von Patienten möglichst sicher nachweisen lässt. Zu den Labors, die ein solches Verfahren binnen kürzester Zeit anboten, gehört das des Virologen Professor Christian Drosten in Berlin. Mit dem Test wird nun für Verdachtsfälle in Deutschland geprüft, ob die Patienten tatsächlich das neuartige Virus in sich tragen. Bis Donnerstag gab es Drosten zufolge im Diagnostikbetrieb des Instituts noch keine Nachtschichten wegen einer Fülle eingereichter Proben – von diesem Wochenende an wurde damit aber gerechnet.

Viele Labore seien heutzutage in der Lage, solche Tests zu entwickeln, sagte der Virologe. Drostens Labor war im Zuge der Sars-Pandemie 2002/2003 an der Beschreibung des Erregers beteiligt und hatte damals ebenfalls einen ersten Test entwickelt. Das Sars-Virus ähnelt dem neuen Erreger sehr stark. Zudem werde in seinem Institut an anderen verwandten Viren gearbeitet, so Drosten. Aus dieser Erfahrung heraus sei es rasch gelungen, einen treffsicheren Test herzustellen.

Der Test stehe nun Laboren weltweit zur Verfügung – "und zwar nicht nur in Form eines, sagen wir, Kochrezepts fürs Labor, also nur der Information, wie man es macht, sondern es gibt ein entscheidendes Molekül". Das könne man nicht einfach so nachmachen. "Das muss man zugeschickt bekommen, und das machen wir. Das heißt, wir packen Briefumschläge und schicken sie in alle Welt, wo dieses Molekül drin ist."

In einigen Ländern wie den USA und China seien eigene Tests für die Gesundheitslabore des Landes entwickelt worden, viele andere Staaten griffen auf die aus seinem Labor zurück. Bis zum Freitag gab es demnach bereits weit über 150 Anfragen nationaler Gesundheitslabore und Unikliniken.

Von der durch das Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit ist vor allem die chinesische Millionenmetropole Wuhan betroffen. Die Stadt wurde inzwischen praktisch abgeriegelt. Das Virus hat sich mittlerweile in großen Teilen Chinas und darüber hinaus verbreitet. Die Krankheit wurde auch in Japan, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA nachgewiesen. Am Freitagabend bestätigte auch Frankreich erste Erkrankungsfälle.

Aus Sorge vor einer weiteren Verbreitung des neuen Virus hinter der Lungenkrankheit bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten in Peking auch über das Ende der Ferien zum Neujahrsfest geschlossen. Wie lange damit die Ferien verlängert werden, ließ die Bildungskommission der chinesischen Hauptstadt am Sonntag offen. Normalerweise hätten die Universitäten je nach Hochschule die Vorlesungen zwischen dem 9. und 23. Februar wieder aufgenommen. In den Grund- und Mittelschulen sollte ursprünglich am 16. Februar der Unterricht wieder beginnen.

zuletzt aktualisiert: 26.1.20, 13:02 Uhr

dpa/kas