Bunte und schwarz-weiße Darstellung von Sars-CoV-2
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Wissenschaftskommunikation
Menschen empfinden "schöne" Coronaviren als harmloser

Seit Beginn der Pandemie zirkulieren in den Medien zahlreiche Darstellungen des Coronavirus, meist bunt und in 3D. Auf Bürger wirkt das harmlos.

13.09.2021

Je ansprechender eine bildliche Darstellung des Coronavirus ausfällt, desto weniger furchteinflößend und ansteckend empfinden Menschen den Erreger. Hingegen empfinden sie das Virus als ansteckender, wenn es als Schwarz-Weiß-Foto abgebildet wird, schreiben Forschende der Autonomen Universität von Barcelona in einer Studie im Wissenschaftsmagazin "Plos One".

Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler umfangreiche Fragebögen aus, die 333 Teilnehmerinnen und Teilnehmer online zwischen April und Mai 2020 anonym ausfüllten. Es beteiligten sich in etwa gleich viele Frauen wie Männer, die meisten von ihnen hatten eine akademische Ausbildung.

Der Studie zufolge haben die Teilnehmenden seit Beginn der Pandemie vor allem stark bearbeitete und kolorierte Fotos sowie dreidimensionale Illustrationen des Coronavirus in den Medien wahrgenommen, die sie als "schön" empfunden hätten. Zugleich hätten sie solchen Darstellungen jedoch kaum ein wissenschaftlicher Wert beigemessen und hätten das Virus als weniger ansteckend und gefährlich eingeschätzt.

Schwarz-weiß wirkt "wissenschaftlicher" als bunt

Echte Fotos des Virus, die nur mit einem Elektronenmikroskop möglich sind, seien anders als die "schönen" Abbildungen schwarz-weiß und zweidimensional. Diese hätten die Befragten aber als wissenschaftlicher eingeschätzt. Dem Coronavirus hätten sie bei dieser Darstellung auch eine höhere Ansteckungsgefahr beigemessen.

Die Autoren der Studie plädieren wegen dieser Ergebnisse dafür, angesichts der negativen Korrelation zwischen Schönheit und Wissenschaft die Art der visuellen Darstellung gefährlicher Viren durch Kommunikatoren aus Wissenschaft und Medien zu überdenken. "Vielleicht sollten Wissenschaftler darüber nachdenken, ob die Wissenschaftskommunikation auch neue pädagogische Facetten der wissenschaftlichen Illustration einbeziehen sollte", schreiben die Autoren.

Da das Verhalten der Bevölkerung in der aktuellen Pandemiesituation grundlegend sei, sollte die wissenschaftliche Kommunikation die Wirkung der Darstellung von Viren berücksichtigen. Auch in anderen künftigen Gesundheitskontexten, bei denen die Reaktion der Bürgerinnen und Bürger eine Rolle spiele, soll die Wissenschaftskommunikation nach Ansicht der Autoren die Ergebnisse ihrer Studie berücksichtigen.

dpa/ckr