"Medieval Murder Map"
Im Mittelalter lebte man in Oxford gefährlich
Wer an die Universität Oxford denkt, dem fällt heute eher Spitzenforschung ein als Mord und Totschlag. Im späten Mittelalter könnte das anders gewesen sein, wie Forschende festgestellt haben. Im 14. Jahrhundert lag die Mordrate pro Kopf vier- bis fünfmal höher als in anderen englischen Städten wie York und London.
Das lag an den Studierenden, wie "Science Alert" am Donnerstag berichtete. In neu übersetzten Dokumenten werden rund drei Viertel der bekannten Täter von Morden als "clericus" bezeichnet, ein Begriff, der üblicherweise für Studierende oder Mitglieder der damals gerade gegründeten Universität verwendet wird. Die mordeten übrigens vorwiegend an der eigenen Hochschule: Rund 72 Prozent der Opfer wurden ebenfalls als "clericus" eingestuft.
Pikant: Diese Erkenntnisse gewannen Forschende der rivalisierenden Universität Cambridge, die sie auf einer interaktiven Website namens "Medieval Murder Map" zusammengetragen haben.
Gründe für die hohe Kriminalitätsrate: Waffen und Alkohol
"In einer mittelalterlichen Universitätsstadt wie Oxford herrschte eine tödliche Mischung von Bedingungen", sagt Professor Manuel Eisner gegenüber "Science Alert". Der Kriminologe leitet die Erstellung der "Medieval Murder Map" und ist Direktor des Instituts für Kriminologie in Cambridge.
"Die Oxford-Studenten waren alle männlich und in der Regel zwischen vierzehn und einundzwanzig Jahre alt, dem Höhepunkt der Gewalt- und Risikobereitschaft. Es waren junge Männer, die von der strengen Kontrolle der Familie, der Gemeinde oder der Zunft befreit waren und in ein Umfeld kamen, das voll von Bier, Prostituierten und Waffen war."
Heute liegt die Stadt Oxford im Mittelfeld der britischen Kriminalitätsstatistik. Auf 1.000 Einwohner kommen im Schnitt 104 Verbrechen. Besonders beliebt ist die Stadt bei Fahrraddieben: Im Oktober 2022 wurden laut "Crime Rate" in Oxford 73 Fahrraddiebstähle gemeldet, die höchste Zahl in ganz Oxfordshire.
cle
