Junger Geschäftsmann steht hinter altem Geschäftsmann
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Soziologie
Wann Status abfärbt

Die Kooperation mit hochrangigen Personen kann den eigenen Status erhöhen. In kleinen Gemeinschaften gleichen sich Statusunterschiede aus.

07.08.2019

Die Zusammenarbeit zwischen Menschen kann den eigenen Status erhöhen. Wann Status abfärbt, hängt von der Gruppengröße und vom Status der anderen Person ab. Kooperation und Wettbewerb zwischen Menschen hängen daher eng zusammen. Das hat eine internationale Studie ergeben, über die das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie berichtete.

Ein internationales Forscherteam erforschte in "einer der ersten Langzeitstudien zum sozialen Status" acht Jahre lang Kooperation und Statushierarchie unter Männern der im Amazonasgebiet Boliviens lebenden Tsimane. Die Studie belege, dass hochrangige Männer dieser Gemeinschaft mit der Zeit mehr Kooperationspartner gewinnen.

Die Männer gewannen zudem an Status, indem sie mit anderen zusammenarbeiteten, die einen höheren Status als sie selbst hatten. Durch die Kooperation erhielten sie Zugang zu wertvollen Informationen, Ressourcen oder Unterstützung bei Konflikten. Die Zusammenarbeit trug laut der Studie auch dazu bei, die Gemeinschaft effektiver auf eigene positive Eigenschaften hinzuweisen. Beides habe den eigenen Status erhöht.

In der Gemeinschaft der Tsimane zeige sich Status darin, wer bei Versammlungen den größeren Redeanteil habe. Einflussreiche Tsimanen seien oft gesünder und ihre Kinder erreichten häufiger das Erwachsenenalter. Kooperation äußere sich bei ihnen beispielsweise darin, mit wem sie ihre Nahrung teilten, auf die Jagd gingen oder auf dem Feld arbeiteten.

Soziale Interaktion fördert nur bedingt den sozialen Aufstieg

"Die Erkenntnis, dass Status von Kooperation abhängt, gibt Aufschluss darüber, warum menschliche Gesellschaften – insbesondere kleine Gesellschaften wie die Tsimane – im Vergleich zu anderen Primatengesellschaften relativ egalitär sind", sagt Christopher von Rueden, Hauptautor der Studie. Menschen vergeben demnach Status basierend auf dem Nutzen, den sie für andere haben, und entwickeln eine gegenseitige Abhängigkeit, wenn sie aufeinander angewiesen sind. Bei Personen, die der Gemeinschaft besondere Dienste erweisen könnten, steige der Status. Die Kooperation zweier Personen mit höherem und niedrigerem Status könnte die Statusunterschiede jedoch verkleinern oder sogar ausgleichen.

In größeren menschlichen Gemeinschaften sei die Zusammenarbeit zwischen ihren Mitgliedern schwieriger, die Statusunterschiede größer. Hochrangige Menschen könnten den Anreiz verlieren, freiwillig mit Personen mit geringerem Status zu kooperieren. "Diese Prozesse begrenzen den sozialen Aufstieg und befördern die Herausbildung sozialer Schichten nach Vermögensklassen", so von Rueden.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Verhältnis zwischen Kooperation und sozialem Status beim Menschen ein zweiseitiges ist", sagt Daniel Redhead, ebenfalls Hauptautor der Studie: Im Vergleich zu anderen Tieren, die Status häufig durch aggressives Verhalten erlangten, verliehen Menschen denjenigen Status, die einer Gruppe Vorteile verschafften. "Gleichzeitig erhöhen Einzelpersonen ihren eigenen Status, indem sie mit ranghohen Person zusammenarbeiten."

ckr