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Berufliche Entwicklung
Wie Anerkennung ­die Leistung steigern kann

Jeder Mensch sehnt sich nach Anerkennung, privat wie beruflich. Deren Wirkung hängt jedoch von Persönlichkeit und beruflichem Status ab.

Von Nick Zubanov 17.12.2018

Mary Kay Ash, die Gründerin des gleichnamigen Kosmetikimperiums, soll gesagt haben: "Es gibt zwei Dinge, die die Menschen mehr wollen als Sex und Geld ... Anerkennung und Lob". Auch wenn diese Aussage wahrscheinlich etwas zu drastisch ist und zudem auf Erfahrungen in der Geschäftswelt rekurriert, so gibt sie doch Hinweise auf die Bedeutung von Anerkennung. Warum und in welcher Form spielt Anerkennung für Menschen im beruflichen und privaten Bereich eine Rolle?

Anerkennung ist für jeden wichtig – allerdings in unterschiedlicher Hinsicht. Manche wollen Anerkennung im Sinne materieller Vorteile, wie zum Beispiel eine bessere Karriere verbunden mit einem hohen Gehalt. Neben den merkantilen Aspekten erstreben Menschen den Statusgewinn, der durch Anerkennung vermittelt wird: man denke an Preise ohne Geldprämien, beispielsweise der "Angestellte des Monats".

Andere sehnen sich danach, durch die Anerkennung in einer Gruppe sich zugehörig zu fühlen. Man erinnere sich nur an das unangenehme Gefühl, an einer wichtigen Konferenz nicht als Redner eingeladen worden zu sein, oder wenn ein eingereichter Beitrag von einer Zeitschrift abgelehnt wird. Oft gibt es eine Kombination der obengenannten Motive. Bedürfnisse sind hierarchisch strukturiert, und verschiedene Formen der Anerkennung neigen dazu, unterschiedliche Bedürfnisse zu befriedigen.

"Auch das Nicht-Erhalten von Anerkennung beeinflusst Verhaltensweisen." Nick Zubanov

Anerkennung durchdringt unser gesamtes soziales Leben und ist ein hochaktuelles Thema der sozialwissenschaftlichen Forschung, insbesondere der Verhaltenswissenschaften (Verhaltensökonomie). Die Forschung über das Thema Anerkennung hat gezeigt, dass Anerkennung die produktiven Bemühungen der Menschen positiv beeinflusst – auch wenn weder Geld noch Karrierechancen winken.

So wurden von Michael Kosfeld und Susanne Neckermann (2009) sowie von Steven Levitt, John List, Neckermann und Sally Sadoff (2016) starke Leistungseffekte von kompetitiven, aber symbolischen Auszeichnungen wie zum Beispiel der "Mitarbeiter des Monats" durch Feldforschung nachgewiesen. Experimente wurden in realistischen Einstellungen durchgeführt. Beide Studien fanden heraus, dass Menschen stärker auf Anerkennungsanreize reagieren, je näher sie an der Spitze der Leistungsverteilung stehen wollen.

Interessanterweise beeinflusst auch das Nicht-Erhalten von Anerkennung Verhaltensweisen. Christiane Bradler, Robert Dur, Neckermann und Arjen Non (2016) sowie Nicky Hoogveld und Zubanov (2017) führten Experimente durch, bei denen ohne Vorankündigung die besten Leistungsträger in den Behandlungsgruppen belohnt wurden, um jeglichen Wettbewerb zu vermeiden (dies war der Hauptunterschied zu den zuvor genannten Studien).

Im Gegensatz zu den Studien, die eine Anerkennung auf Wettbewerbsbasis anboten, stellten die Forscher fest, dass nur die Nicht-Empfänger von Anerkennung ihre Leistung verbesserten, obwohl auch für die anderen Empfänger noch Raum für Verbesserungen bestand.

Konkurrenz im Berufsalltag

Warum hat die Anerkennung in einigen der oben genannten Studien die Leistungsträger und in anderen die unterdurchschnittlichen Leistungen beeinträchtigt? Der Hauptunterschied zwischen den Studien scheint zu sein, ob man um Anerkennung konkurrieren musste oder nicht.

Der Wettbewerb um Anerkennung betont seine Funktion, einen Status zu vermitteln, und initiiert die Anstrengung, um ihn zu erreichen. Dieser Wettbewerb führt dazu, dass Leistungsträger am härtesten arbeiten, da sie die höchsten Chancen haben, den Wettbewerb zu gewinnen und dadurch Anerkennung zu erreichen.

Auf der anderen Seite dient die nicht-kompetitive Anerkennung als Rückmeldung über die eigene Leistung im Verhältnis zur Gruppe: Diejenigen, die sie bekommen, erhalten die Bestätigung, dass ihre Leistung dem Standard entspricht, oder darüber, während die anderen ohne "Anreiz" motiviert werden, wieder Mitglied in der gewünschten Gruppe zu werden.

Tatsächlich haben Neckermann und Xiaolan Yang (2017) in einer späteren Studie herausgefunden, dass die Anerkennung selbst über den Effekt der damit verbundenen Rückmeldung auf die eigene Leistung keine Wirkung hat.

Was kann aus den obigen Studien über den Nutzen von Anerkennung gelernt werden? Es stellt sich heraus, dass Anerkennung zwei Zwecken dienen kann: Sie kann Status vermitteln und Feedback geben. Beides ist wichtig und macht Anerkennung zu einem schlagkräftigen Werkzeug, um Mitarbeiter zu motivieren. Wir erfahren auch, dass Anerkennung, je nachdem, wie sie eingesetzt wird, die Leistung an der Spitze oder in der Mitte der Zielgruppe der Mitarbeiter verbessern kann.

Top-Mitarbeiter werden durch eine wettbewerbsfähige Anerkennung motiviert, während eine Anerkennung in Form von Feedback für weniger starke Leistungsträger effektiver ist.
Obwohl bisher nur wenige empirische Belege vorliegen, scheint die öffentliche Anerkennung von Wettbe­werbsergebnissen ihre Leistungseffekte zu verstärken, da die Präsenz der Öffentlichkeit den Status der Anerkennung stärkt. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum Preisverleihungen meistens öffentlich sind. Anerkennung als Feedback ist subtiler. Je nachdem, ob eine Rückmeldung in Bezug auf die absolute oder relative Leistung erfolgt, muss sie öffentlich sein oder nicht.

Der Einfluss von Feedback

Privates Feedback kann ziemlich starke Wirkung enfalten: Yan Chen, Maxwell Harper, Joseph Konstan und Sherry Li (2010) berichten in einem großangelegten Experiment mit MovieLens, einer vom Online-Publikum zur Verfügung gestellten Filmbewertungsplattform, von einem Anstieg der Filmbewertungen um 530 (!) Prozent von den Nutzern, deren Anzahl an Bewertungen unter dem Median lag und die darüber informiert wurden, im Vergleich zu nicht leistungsfähigen Nutzern, die nicht informiert wurden.

Anerkennung kann zu Leistungssteigerungen führen. Es ist jedoch wichtig, die Grenzen dieses Werkzeugs zu beachten. Im Gegensatz zu Geld ist Anerkennung nicht an sich wirksam, weil sie andere Bedürfnisse anspricht, wie Status oder Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Wenn diese Wünsche schwach oder nicht vorhanden sind, kann die Anerkennung die Leistung nicht beeinflussen.

Während der Nutzen des Geldes ziemlich universell ist, liegt der Nutzen der Gefühle, die durch die Anerkennung vermittelt werden, immer im Auge des Betrachters. In der Tat fanden Hoogveld und Zubanov (2017) heraus, dass die Auswirkungen der Anerkennung nur für die Personen wichtig waren, die sich genug für die Aktivität, die anerkannt wird, interessierten.

Literatur

Christiane Bradler, Robert Dur, Susanne Neckermann, Arjan Non (2016): Employee Recognition and Performance: A Field Experiment. Management Science, 62(11)

Hoogveld, N., & Zubanov, N. (2017): The power of (no) recognition: Experimental evidence from the university classroom. Journal of Behavioral and Experimental Economics, 67, 75-84.