Gruppenarbeit von Studierenden
picture alliance/Westend61

Studierende
Gute Laune, schlechte Leistung

Für gute Stimmung im Hörsaal sorgen, damit die Studierenden aufmerksamer lernen? Dieser Ansatz kann laut einer Studie nach hinten losgehen.

23.09.2018

Ein Forscherteam der Universität Freiburg hat den Effekt der eigenen Stimmung auf den Lernerfolg untersucht. Die Erziehungswissenschaftler wollten wissen, ob es sich positiv oder negativ auswirkt, wenn Menschen beim Lernen gut gelaunt sind.

Ihr Ergebnis: Gute Laune kann den Lernerfolg tatsächlich hemmen. Sie führe oftmals dazu, dass sich Personen überschätzten. Sie gingen Aufgaben nicht mehr so kritisch an und übersähen, an welchen Stellen sie noch Verständnislücken hätten.

Zu ihren Ergebnissen sind die Wissenschaftler gekommen, indem sie Studierenden verschiedene Musikstücke vorgespielt haben: ein positives, ein neutrales und ein negatives. Dabei sollten die Probanden an ein Ereignis in ihrem Leben denken, das bei ihnen dieselbe Emotion ausgelöst hat wie die vorgespielte Musik. Im Anschluss mussten sie einen Fachartikel lesen, ihr erworbenes Wissen einschätzen und einen Verständnistest machen.

Unzufriedenheit fördert analytischen Denkstil

Gut gelaunte Probanden behielten die Texte laut Studienergebnis im Schnitt schlechter, schätzten ihre Kenntnisse aber gleichzeitig besser ein. Die Forscher erklären das evolutionstheoretisch: Fühle man sich gut, habe man nicht unbedingt das Bedürfnis, die aktuelle Situation zu analysieren und daran etwas zu verändern. Sei man dagegen unzufrieden, versuche man genau dies. Eine schlechte Stimmung fördere daher im Gegensatz zu guter Laune den analytischen Denkstil.

Für Dozierende bedeutet dies, dass sie laut den Ergebnissen dieser Studie nicht zwangsläufig für gute Stimmung im Hörsaal sorgen sollten – zumindest nicht über Wege, die nichts mit den Lehrinhalten zu tun haben. Bestehe ein Zusammenhang zur Veranstaltung, habe dies nicht unbedingt einen negativen Effekt, sagten die Forscher.

Die Ergebnisse der Studie beziehen sich auf den aktuellen Emotionszustand. Nicht berücksichtigt sind die Charaktereigenschaften einer Person – ob diese also grundsätzlich eher melancholisch oder positiv gestimmt ist. Studien belegen, dass eine dauerhafte negative Grundeinstellung wegen Stress oder Angst die Aufnahmefähigkeit blockiert.

Die Forscher aus Freiburg wollen ihre Ergebnisse in einem nächsten Schritt an realen Gefühlen prüfen, nachdem sie diese in ihrer aktuellen Studie künstlich herbeigeführt haben.

kas