Medizin
Warum Asbest so gefährlich ist
Asbest löst entgegen der landläufigen Meinung nicht Lungenkrebs aus, sondern gelangt durch die Lunge in eine Zellschicht, die sämtliche innere Organe umgibt (Mesothel). Wie der Schweizerische Nationalfonds SNF berichtet, kann das Lymphsystem die langen und spitzen Fasern jedoch nicht entfernen, weshalb sie im Mesothel hängen bleiben, das Gewebe immer wieder verletzen und so Krebs auslösen können.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler an Mäusen die Reaktion von Organismen. Obwohl Asbest an sich chemisch harmlos ist, lösten die Mikroverletzungen eine Immunreaktion aus: Entzündungssignale wurden ausgesandt und weiße Blutkörperchen angelockt. Im entzündeten Mesothel-Gewebe wurden Signalstoffe für die Wundheilung aktiviert, die gleichzeitig aber auch die Zellteilung anregten und damit die Bildung von Tumoren förderten. Das Team fand zudem eine Häufung von Mutationen in der RNA – einer Art Arbeitskopie der DNA. Die Forscher gehen davon aus, dass unter anderem dadurch die Immunreaktion gedämpft wird. Die Folge sei, dass entstehende Tumorzellen nicht mehr konsequent bekämpft werden könnten und Krebs entstehen könne.
Sehr ähnlich funktioniere es den Forschern zufolge auch bei Menschen. In den Tumoren von Patienten mit einem schlechten Krankheitsverlauf war das Enzym, das die RNA mutiert, in größeren Mengen vorhanden. Dies habe eine Analyse einer entsprechenden Gendatenbank gezeigt.
Die Resultate könnten nützlich sein, um schon die frühen Signale der Entzündung zu erkennen und eine spezifische Therapie gegen den Mesothel-Krebs zu entwickeln.
An der Studie waren Forscherinnen und Forscher der Universitätskliniken Zürich, Genf und Toronto sowie der Universität Freiburg und der ETH Zürich beteiligt.
mue