Symbolbild Impfstoff gegen Coronavirus
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Covid-19-Impfstoffe
Warum die neuen Impfstoffe schwer vergleichbar sind

Bessere Wirksamkeit, besserer Impfstoff? So simpel ist es nicht. Zur Bewertung von Corona-Impfstoffen gehören viele Kriterien.

25.02.2021

In Europa sind bislang drei Impfstoffe gegen eine Covid-19-Erkrankung zugelassen. Die dafür durchgeführten umfangreichen Sicherheitsprüfungen durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) belegen, dass der Nutzen für die Geimpften die vergleichsweise geringen Risiken für Nebenwirkungen deutlich übersteigt. Sie alle sind also "gut genug" zum Schutz der Menschen und für die Eindämmung der Pandemie. Dennoch kann es noch Monate dauern bis die Vakzine verlässlich beurteilt und detailliert verglichen werden können. Warum der Vergleich so schwer ist, hat "Nature" diese Woche erörtert.

Demnach stehen Regierende weltweit vor der Problematik abzuwägen, welchen Impfstoff sie wo verteilen. Die derzeit zentrale Frage dabei: was ist "besser" – eine hohe Wirksamkeit wie es zum Beispiel die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna haben, oder eine leichtere Handhabung, weil Transport und Lagerung weniger Kühlung erfordern, wie es beispielsweise beim Wirkstoff von AstraZeneca der Fall ist. Auch die Kosten und die zugesagte Schnelligkeit der Lieferung spielen eine zentrale Rolle.

Mit jedem weiteren zugelassenen Wirkstoff und mit weiteren gesammelten Daten zu den bereits verteilten Impfstoffen werde die Datenlage umfangreicher und klarer, schreibt "Nature". Trotzdem fehlten noch wichtige gesicherte Informationen, etwa zur Dauer der erworbenen Immunität und ob neben den Erkrankungen auch Infektionen verhindert werden. Auch die Wirksamkeit gegen neue Virusvarianten müsse bei der Beurteilung berücksichtigt werden, sei aber noch nicht für alle Wirkstoffe bekannt.

Zahlen zur Wirksamkeit werden überbewertet

Selbst die scheinbar klar belegte und viel beachtete Wirksamkeit, die aus den klinischen Studien hervorgeht, sei mit Vorsicht zu betrachten, heißt es in dem Bericht. Denn das Studiendesign der Wirksamkeitstests könne sich unterscheiden – beispielsweise bei der Definition von "milden" und "schweren" Covid-19-Verläufen, die durch das Vakzin verhindert werden sollen. Auch die getesteten Altersgruppen seien nicht immer identisch. Zudem belegten die Studien die Wirksamkeit der Wirkstoffe nur für das jeweilige Infektionsgeschehen zum Zeitpunkt und am Ort der Studie, unter kontrollierten Bedingungen. Diese Momentaufnahmen könnten sich von künftigen Wirkungen im und auf das Infektionsgeschehen unterscheiden.

Ein direkter Vergleich der Impfstoffe sei daher nicht möglich, bilanziert der Bericht. Regierungen dürften daher auch in Zukunft abwägen müssen, welches der "beste" Impfstoff gegen die am jeweiligen Ort zum jeweiligen Zeitpunkt dominierende Virusvariante ist. Forschende stehen entsprechend vor der Frage, ob und wie sie ihre Wirkstoffe nachbessern sollten, um sie dem veränderten Infektionsgeschehen oder Anforderungen an die Handhabung anzupassen. Laut Bericht erproben Forschende auch, ob sich Impfstoffe kombinieren und wie die zeitlichen Abstände zwischen den Impfungen noch optimiert werden können.

ckr