Ärztin spritzt einem Patienten einen Impfstoff in den Arm
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Corona-Pandemie
Russischer Impfstoff soll hohe Wirksamkeit haben

Zum russischen Corona-Impfstoff "Sputnik V" liegen neue Erkenntnisse vor. Die zuvor diskutierte Wirksamkeit scheint hoch zu sein.

05.02.2021

Nach Kritik an fehlenden belastbaren Studien haben russische Forscher weitere Details zu dem Corona-Impfstoff "Sputnik V" veröffentlicht. Demnach hat das Vakzin eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im medizinischen Fachblatt "The Lancet" publiziert. Russland strebt eine Registrierung in der EU an. In mehr als 15 Ländern wird der Impfstoff mittlerweile im Kampf gegen Corona eingesetzt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprachen von "Zwischen-Analysen" der wichtigen Testphase III unter rund 20.000 Freiwilligen. Die Ergebnisse decken sich mit früheren Angaben. Eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent bedeutet, dass in der geimpften Gruppe 91,6 Prozent weniger Erkrankungen pro 100 Probanden auftraten als in der Kontrollgruppe. Damit hätte Sputnik V nahezu die gleiche Wirksamkeit wie die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer, und eine höhere als das Mittel von Astrazeneca.

Es habe bei Sputnik V nur in wenigen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen gegeben, die die Forscher aber nicht auf das Vakzin zurückgeführt hätten, hieß es. Die meisten Freiwilligen hätten von "milden" Nebenwirkungen wie grippeähnlichen Symptomen und Schmerzen am Arm berichtet. Während der Studie habe es zudem vier Todesfälle gegeben, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zufolge aber nicht im Zusammenhang mit der Impfung gestanden hätten. Ein Freiwilliger habe einen Schlaganfall erlitten.

Sputnik V: Bei Menschen über 60 Jahren ähnlich wirksam

Den russischen Forschern zufolge wurde Sputnik V auch an mehr als 2.000 Menschen über 60 Jahren getestet. In dieser Gruppe sei das Vakzin "ähnlich wirksam und gut verträglich gewesen", hieß es in der Studie. Sie sei aber noch nicht abgeschlossen. Insgesamt sollte der Corona-Impfstoff an 40.000 Freiwilligen getestet werden. Die Freigabe in Russland erfolgte vor gut einem halben Jahr.

Denis Logunow vom Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau, das den Vektorimpfstoff entwickelt hat, sagte: "Um die Covid-19-Pandemie zu stoppen, muss es verschiedene Impfstoffe geben, die auf unterschiedlichen Wirkmechanismen basieren." Sputnik V trage zur Diversifizierung der Impfstoffe bei.

Damals gab es international Kritik, weil die Erlaubnis für eine breite Anwendung in der Bevölkerung vorlag, obwohl bis dahin wichtige Tests noch nicht begonnen hatten. Erste Details zu dem Wirkstoff hatten die Forscher Anfang September in "The Lancet" veröffentlicht. Mehrere internationale Wissenschaftler kritisierten diese Studie.

Die Forscherin Polly Roy von der London School of Hygiene & Tropical Medicine sagte, es habe Kritik an Sputnik V wegen dessen schneller Entwicklung und mangelnder Transparenz gegeben. Das nun vorliegende Ergebnis sei hingegen eindeutig. Das wissenschaftliche Prinzip der Impfung sei aufgezeigt worden, sagte sie "The Lancet".

Bundesregierung: Zusammenarbeit mit Russland denkbar

Auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die aufgeführten Daten gut aussähen. Vor einer Zulassung in Deutschland müsse der Stoff jedoch noch ein Zulassungsverfahren unter Vorlage der Originaldaten durchlaufen. Die EMA teilte auf Anfrage der dpa mit, dass noch kein Zulassungsantrag eingegangen sei. Der Entwickler des Impfstoffes habe lediglich eine Anfrage wegen wissenschaftlicher Beratung gestellt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) halten eine Zusammenarbeit mit Russland für möglich. Auch Putin, der mit Merkel schon mehrfach telefonisch über den Kampf gegen das Coronavirus gesprochen habe, sei "an positiven Signalen aus seinem Land" interessiert. Das Verhältnis zum Westen ist wegen der vielen politischen Konflikte – etwa um die Vergiftung des nun in Moskau auch noch inhaftieren Kremlkritikers Alexej Nawalny – schwer belastet.

aktualisiert: 5.2.2021, zuerst veröffentlicht: 2.2.2021

dpa/kas