Porträtfoto einer jungen Frau, die schreit.
mauritius images / Westend61 / Dieter Schewig

Gefühle verstehen
Welche Emotion steckt in einem Schrei?

Man könnte meinen, dass stärkere Gefühlsausdrücke besser verstanden werden. Dies stimmt nur zum Teil, zeigt eine aktuelle Studie.

08.06.2021

Mit nonverbalen Lauten wie Lachen, Schreien, Stöhnen und Weinen drücken Menschen ihre Gefühle aus. Bisher haben Forschende angenommen, dass mit zunehmender Stärke der Gefühlsäußerung, diese auch besser von Zuhörerinnen und Zuhörern eingeordnet werden kann. Diese Annahme widerlegt nun eine Studie. In Experimenten waren die Teilnehmenden in der Lage, die Intensität der Gefühlsausdrücke einzuordnen, konnten aber bei sehr starken Lauten nicht mehr verlässlich die Gefühlskategorie oder ihre Wertigkeit zuordnen. So konnten sie beispielsweise weniger gut unterscheiden, ob ein Schrei positive oder negative Gefühle ausdrückte. Bei sehr starken positiven Gefühlsausdrücken lagen die Testpersonen nur noch in ungefähr 54 Prozent der Fälle richtig.

Das internationale Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, der New York University und des Max Planck NYU Center for Language, Music, and Emotion (CLaME) zeigte dass Mitmenschen Gefühlskategorien und ihre Wertigkeit am besten bei gemäßigten und starken Gefühlsausdrücken einschätzen können. Bei schwachen und sehr starken Lautäußerungen sei für die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer hingegen die richtige Einordnung schwierig gewesen.

Für die Studie haben die Forschenden ihren 90 Testpersonen nonverbale Laute vorgespielt, die je drei positiven und drei negativen Affektzuständen zugeordnet sind: Erfolg oder Triumph, positive Überraschung, sexuelle Lust beziehungsweise Wut, Angst und physischer Schmerz. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ordneten den gehörten Gefühlslaut den genannten Kategorien zu und beurteilten dessen Stärke. In einem weiteren Experiment sollten die Testpersonen einschätzen, wie deutlich sie die gezeigte Emotion erkennen konnten.

cpy