Steg am Strand auf Zypern vor einem stürmischen Meer und wolkigen Himmel
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Corona-Pandemie
Wetter bei Corona-Verbreitung unterschätzt

Wind, Luftfeuchtigkeit und Temperatur beeinflussen die Übertragung von Coronaviren über Aerosole. In Pandemieplänen werden sie aber unterschätzt.

03.02.2021

Saisonale Wetterbedingungen spielen zyprischen Forschern zufolge eine unterschätzte Rolle beim Verlauf der Corona-Pandemie. Deshalb sollten Wetterdaten stärker in Modelle zur Ausbreitung des Virus einbezogen werden, schreiben Professor Dimitris Drikakis und Dr. Talib Dbouk von der Universität Nikosia im Fachmagazin "Physics of Fluids". In ihrer Arbeit erweiterten sie ein klassisches Modell zum Pandemieverlauf um einen Index, der Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur sowie Windgeschwindigkeit berücksichtigt.

Weltweit kämpfen Regierungen mit Maßnahmen zur Virus-Eindämmung gegen die Corona-Pandemie: Geschäfte, Veranstaltungsstätten und Schulen werden geschlossen, soziale Kontakte werden beschränkt, Reiseverbote erlassen. "Diese Lösungen sind nur nützlich, um das Entwicklungstempo der Gesamtzahl neu infizierter Personen zu verlangsamen", schreiben die Forscher. Sie gehen davon aus, dass eine zweite Welle "unumgänglich" ist, aber durch Lockdown-Maßnahmen gedämpft werden kann.

"Bei Pandemien, bei denen keine massiven und wirksamen Impfungen verfügbar sind, sollte die Regierungsplanung längerfristig sein, indem Wettereffekte berücksichtigt und die Richtlinien für öffentliche Gesundheit und Sicherheit entsprechend gestaltet werden", wird Dbouk in einer Mitteilung des Fachmagazins zitiert.

Erweitertes Modell zur Prognose des Pandemieverlaufs

Gemeinsam mit Drikakis erweiterte er ein klassisches Ausbreitungsmodell, das den weiteren Pandemieverlauf unter anderem auf Basis der Übertragungsrate prognostiziert.

Den Forschern zufolge hängt die Übertragungsrate auch von den Wetterbedingungen ab. Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Windgeschwindigkeit bestimmen demnach beispielsweise, welche Erregerkonzentration winzige Speicheltröpfchen aufweisen, wie lange sie sich in der Luft halten und wie weit sie sich ausbreiten können. So seien hohe Temperaturen im Sommer für die Übertragung des Virus eher schlecht.

"Nationale Lockdowns oder groß angelegte Lockdowns sollten nicht auf kurzfristigen Vorhersagemodellen basieren, die die Auswirkungen des jahreszeitlich bedingten Wetters ausschließen", betont Drikakis. Er und Dbouk sind zuversichtlich, dass ihr Index dazu beitragen könnte, manch strengen Lockdown, der sich nachteilig auf alle Aspekte des Lebens und der Weltwirtschaft auswirkt, zu vermeiden.

dpa/ckr