Mischwald in Australien mit Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen
mauritius images / Stefan Hefele

Klimawandel-Studie
Wie Bäume helfen, das Klima zu retten

Zur Rettung des Klimas müssen Menschen weniger CO2 freisetzen sowie weniger Kohle und Öl nutzen. Die effizienteste Maßnahme bietet aber die Natur.

04.07.2019

Einer Studie zufolge kann der Klimawandel durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch Aufforstung. Bäume zu pflanzen, habe das Potenzial, zwei Drittel der bislang von Menschen verursachten klimaschädlichen CO2-Emissionen aufzunehmen, schreiben Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich im Fachmagazin "Science".

Dort zeigen die Forschenden auf, wo auf der Welt neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Die Erde könne demnach ein Drittel mehr Wälder vertragen, ohne dass Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt würden.

Laut Weltklimarat (IPCC) müssen für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad sowohl die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen begrenzt werden – etwa in den Bereichen Energie und Transport – als auch bis zum Jahr 2050 rund eine Milliarde Hektar Land neu mit Bäumen bepflanzt werden. "Das ist zweifellos erreichbar", heißt es in der Studie.

Die Erde sei derzeit mit 5,5 Milliarden Hektar Wald bedeckt. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen halten eine Neubepflanzung von zusätzlichen 1,7 bis 1,8 Milliarden Hektar für möglich.

Zerstörte Ökosysteme und freie Flächen nutzen

Die Forschenden, die an der ETH Zürich nach natürlichen Lösungen für die Folgen des Klimawandels suchen, haben bei ihrer Berechnung bewusst Städte und landwirtschaftliche Flächen ausgespart. Es gehe vor allem um ehemals intakte, aber heute zerstörte Ökosysteme, schreiben Studienleiter Jean-François Bastin und sein Team. Mit Abstand am meisten Flächen für Aufforstung habe demnach Russland – gefolgt von den USA, Kanada, Australien, Brasilien und China.

Die neuen Wälder könnten 205 Milliarden Tonnen CO2 speichern, wenn sie herangewachsen sind. Das entspreche etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen CO2, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen in die Atmosphäre gelangten. "Wir müssten aber schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen", sagt Studienleiter Tom Crowther. Die zur Aufforstung geeignete Fläche werde zudem durch den Klimawandel jedes Jahr kleiner.

Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gingen in ihren Berechnungen davon aus, dass die globale Baumbedeckung durch den Klimawandel steige, heißt es in der Studie. Das stimme zwar für die nördlichen Wälder, etwa in Sibirien. Die Berechnungen seien aber falsch, denn die Baumdichte liege dort durchschnittlich nur bei 30 bis 40 Prozent. Gleichzeitig gingen tropische Wälder mit einer Baumdichte von 90 bis 100 Prozent verloren.

Aufforstung nur eine von vielen notwendigen Maßnahmen

Die Arbeitsgruppe der Autoren hat auf ihrer Webseite einen Rechner, der für jeden Ort der Erde berechnet, wie viele Bäume dort wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Die Studie berechne das Potenzial der Aufforstung mit hoher räumlicher Auflösung und mit Hilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz, erklärt Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin.

"Die flächenreichen Länder haben das meiste Potenzial für zusätzliche Bewaldung und können mehr hierin investieren. Gleichzeitig ist es aber noch wichtiger, dass die Entwaldung erst einmal gestoppt wird, speziell in Brasilien und Indonesien", meint Creutzig.

Grundsätzlich betont der Forscher: "Die Aufforstung kann trotz allen Potenzials nur eine von vielen Maßnahmen für den Klimaschutz sein. Eine rasche Abkehr vom fossilen Wirtschaftsmodell ist notwendig und kann mit Hilfe eines sektor-übergreifenden CO2-Preises am besten erreicht werden."

korrigiert am 07.07.2019 um 13:48 Uhr

dpa/ckr