Sportwissenschaft
Wie sich Corona auf die Paralympics auswirkt
Mit einer Verspätung um ein Jahr haben am Dienstag die Paralympischen Spiele in Tokio begonnen. Rund 4.500 Sportlerinnen und Sportler aus 160 Ländern gehen dort bis zum 5. September unter pandemiebedingt besonderen Umständen und erschwerten Bedingungen an den Start. Wie die Olympischen Spiele finden auch die Paralympics wegen der Corona-Pandemie weitgehend ohne Zuschauer statt. Während der Vorbereitung fielen die meisten Wettkämpfe und Trainingslager aus, Trainingsanlagen blieben geschlossen. Wie sehr dies die Athletinnen und Athleten belastet, untersuchen in einer laufenden Studie Forscherinnen des Arbeitsbereichs Inklusion im Sport an der Universität Paderborn.
Erste Ergebnisse einer Teilstudie zeigen, dass die Para-Sportler sich stärker um ihre Gesundheit sorgen und einen schwereren Krankheitsverlauf im Falle einer Covid-19-Erkrankung befürchten als Athleten ohne Behinderung. Sie seien deutlich häufiger Teil der Corona-Risikogruppe als Sportlerinnen und Sportler des Olympia-Kaders. Zudem fühlten sich die Para-Sportler schlechter auf den Wettkampf vorbereitet. Sie gaben mehrheitlich an, stärker als Athleten ohne Behinderung von den Auswirkungen der Pandemie beeinträchtigt gewesen zu sein – unter anderem, weil alternative Trainingsmöglichkeiten abseits der geschlossenen Sportanlagen fehlten.
Die Sportwissenschaftlerinnen Professorin Sabine Radtke und Dr. Marie Biermann haben bislang 1.043 deutsche Kaderangehörige aus olympischen und paralympischen Sportarten zu Belastungen, Bewältigungsstrategien und Folgen der Corona-Pandemie online befragt. "Es ist nicht verwunderlich, dass angesichts dieser Umstände 14 Prozent der befragten Paralympics-Kadermitglieder im März 2021 darüber nachgedacht haben, ihre Sportkarriere vorzeitig zu beenden", resümiert Radtke. Die Freude über die eigene Paralympics-Teilnahme sei bei einigen Sportlern in Anbetracht der aktuell steigenden Corona-Zahlen in Japan und der Proteste der Bevölkerung gegen die Spiele getrübt.
Das Forschungsprojekt der Paderborner Wissenschaftlerinnen läuft noch bis Ende des Jahres und umfasst drei weitere Teilstudien zu den Auswirkungen der Pandemie und der Wahrnehmung der Spiele unter den Sportlern. Vorgesehen oder in Arbeit sind Radtke zufolge tiefergehende Interviews mit ausgewählten Athletinnen und Athleten, eine Online-Umfrage unter allen Teilnehmenden der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio sowie Befragungen des Begleitpersonals der Sportlerinnen und Sportler.
ckr