Internationaler Forschungspreis
Zwölf Alexander von Humboldt-Professuren verliehen
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger und der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Robert Schlögl haben am Montagabend in Berlin die Alexander von Humboldt-Professuren verliehen.
Die zwölf neuen Trägerinnen und Träger der Humboldt-Professur wurden von deutschen Hochschulen nominiert. Sie wechseln aus dem Ausland nach Berlin, Bochum, Braunschweig, Darmstadt, Erlangen, Freiburg, Hannover, München, Potsdam und Stuttgart. Die Auszeichnung ist mit je fünf Millionen Euro für experimentell und je dreieinhalb Millionen Euro für theoretisch arbeitende Forschende dotiert.
"Spitzenwissenschaft braucht Freiheit"
In seiner Rede hob Stiftungspräsident Robert Schlögl die Bedeutung der Freiheit für unsere Gesellschaft und auch für die Forschenden heraus: Nicht ohne Grund sei das Wissenschaftsjahr 2024 dem Thema Freiheit gewidmet. Das Grundgesetz werde 75 Jahre alt. Es garantiere Forschungsfreiheit, Rede- und Meinungsfreiheit – hohe Güter, die man gar nicht genug wertschätzen könne und die wir verteidigen müssten.
"Auch Spitzenwissenschaft gedeiht nur dort, wo Freiheit ist. Finanzielle Freiheit, aber auch die Freiheit, etwas wagen und neue Wege gehen zu können. Die Alexander von Humboldt-Professur schenkt Ihnen, liebe Ausgezeichnete, in den nächsten fünf Jahren diese Freiheit", so Schlögl. Weiter in die Wissenschaft zu investieren, lohne sich auch bei knapper werdenden Budgets: „Es ist eine Investition in die Zukunft, die sich auszahlen wird. Die Wissenschaft liefert das Rüstzeug, damit wir die Herausforderungen der heutigen und morgigen Welt meistern."
"Auch Spitzenwissenschaft gedeiht nur dort, wo Freiheit ist. Finanzielle Freiheit, aber auch die Freiheit, etwas wagen und neue Wege gehen zu können."
Stiftungspräsident Robert Schlögl
Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger sagte in ihrer Ansprache: "Alexander von Humboldt war vom Weltbild der Aufklärung geprägt und ein Visionär. Offenheit und Freiheit waren für ihn genauso elementar, wie über Grenzen hinweg zu arbeiten. Dem großen Vorbild folgend sichert die Alexander von Humboldt-Professur Forschung in Deutschland auf allerhöchstem Niveau."
Deutschland und sein Wissenschaftssystem überzeugten auch im internationalen Vergleich, führte Stark-Watzinger weiter aus. Der Lebensweg der Preisträgerinnen und Preisträger zeige eindrucksvoll, welches Potenzial eine weltoffene Wissenschaft entfalten könne. Es sei gut, dass Menschen die Grenzen des Möglichen immer wieder verschieben und die Lösungen von morgen erkämpfen würden. Man solle alles daran setzen, dass die Hochschulen Orte blieben, an denen Freiheit gelebt und verteidigt werde.
Preisträgerinnen und Preisträger der Humboldt-Professur
- Der Physiker Professor F. Ömer Ilday ist ein führender Experte für Laserentwicklung. Er wechselt von der Bilkent Universität in Ankara an die Ruhr-Universität Bochum, wo er das neue "Center for Complex Laser-Matter Interactions" aufbauen und Brücken zwischen den Bereichen Plasmaforschung, Materialwissenschaften und Fertigungstechnik schlagen soll.
- Biophysiker Professor Benoît Ladoux: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg soll sich mit diesem Spitzenforscher vom Pariser "Centre national de la recherche scientifique" (CNRS) zu einem Leuchtturm der internationalen Mechanobiologie entwickeln. Er soll daran mitarbeiten, Grundlagenforschung in konkrete Gesundheitsversorgung umsetzen.
- Die Linguistik-Professorin Michaela Mahlberg nutzt computergestützte, quantitativ-linguistische Methoden, um sehr große Textkorpora auch im Hinblick auf die soziale Funktion von Sprache zu untersuchen. Sie wechselt von der University of Birmingham an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo sie Direktorin des 2021 gegründeten "Departments Digital Humanities and Social Studies" (DHSS) werden soll.
- Professor J. Daniel Prades, Experte für Halbleitertechnologien und Messkunde, wechselt von der Universitat de Barcelona an die Technische Universität Braunschweig. Dort soll er den Forschungsschwerpunkt "Ubiquitäre Metrologie" aufbauen um beispielsweise Sensoren zu entwickeln, die als Chips mit Nanodraht überall zur Anwendung kommen können.
- Professor Robert Raußendorf lehrte bislang an der University of British Columbia in Vancouver. An der Leibniz Universität Hannover soll er eine Humboldt-Professur am "Institut für Theoretische Physik" übernehmen, um dort die Weiterentwicklung von Quantenrechnern und auch die Ausbildung zukünftiger Forschender im Bereich Quantenphysik voranzubringen.
- Professor Dieter Schmalstieg leitet seit 2012 das "Institute of Computer Graphics and Vision" der TU Graz. An der Universität Stuttgart soll die noch bestehende Lücke auf dem Gebiet der Virtual und Augmented Reality mit seiner Hilfe geschlossen werden.
- Associate Professorin Ariel Dora Stern wechselt von der Harvard Business School an die Universität Potsdam. An der gemeinsamen "Digital Engineering Fakultät" der Universität Potsdam und des Hasso-Plattner-Instituts soll die Wirtschaftswissenschaftlerin den Lehrstuhl "Digital Health" übernehmen.
- Professor Arnim Wiek leitet das "Sustainable Food Economy Lab" der Arizona State University. An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg soll Wiek das neue Forschungsfeld zur nachhaltigen Ernährungswirtschaft etablieren, das so in Deutschland bisher institutionell wenig entwickelt ist.
Humboldt-Professur für Künstliche Intelligenz
- Die Bioinformatikerin Professorin Stefanie Jegelka wechselt vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, USA an die Technische Universität München. Dort soll sie als Professorin für "Foundations of Deep Neural Networks" den Bereich Machine Learning stärken.
- Professor Marcus Rohrbach forschte seit 2017 bei "Facebook AI Research" (FAIR), heute "Fundamental AI Research" (FAIR) bei Meta AI. Als Experte für multimodales Lernen wird Marcus Rohrbach eine Humboldt-Professur für Künstliche Intelligenz in Darmstadt antreten.
- Peter N. Robinson ist seit 2016 Professor für Computational Biology am "Jackson Laboratory for Genomic Medicine" in Farmington, Connecticut, USA. Mit ihm will das Berlin "Institute of Health in der Charité" (BIH) einen Experten der bioinformatischen Translationsforschung gewinnen, der die Lücke zwischen Data Science und angewandter Medizin schließen soll.
- Professor Suvrit Sra, Mathematiker und Experte für Maschinelles Lernen, wechselt vom MIT an die Technische Universität München, wo er mit seiner Methodenkompetenz die Grundlagenforschung stärken soll.
Alexander von Humboldt-Professur
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Alexander von Humboldt-Professur holt internationale Spitzenforschende an deutsche Universitäten. Neben der herausragenden wissenschaftlichen Qualifikation der Kandidatinnen und Kandidaten sind die Konzepte der Hochschulen entscheidend, die den Forschenden und ihren Teams eine dauerhafte Perspektive in Deutschland bieten sollen.
Der Preis beinhaltet bis zu fünf Millionen Euro Förderung, um die finanziellen Bedingungen und die Flexibilität für die Geförderten zu optimieren. Jedes Jahr werden bis zu zehn Auszeichnungen an Forschende aller Fachrichtungen verliehen. Von 2020 bis 2024 war die Vergabe von zusätzlich bis zu 30 weiteren Humboldt-Professuren auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz möglich.
cva