Teilnehmer einer Weiterbildung sitzen vor Computern
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Chancengleichheit
Geschlechter-Unterschied bei Digitalisierung

Bei der Umsetzung der Digitalisierung gibt es einen "Digital Gender Gap". Frauen sind in der digitalisierten Arbeitswelt benachteiligt.

07.01.2020

Frauen sind in geringerem Umfang digitalisiert als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt die Sonderauswertung "Digital Gender Gap" einer Studie, die jährlich den Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahre misst. Darin untersuchten die Initiative D21 und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit, in welchem Umfang die Geschlechter die Digitalisierung annehmen und umsetzen.

Frauen schätzen laut der Studie ihre digitalen Kompetenzen – etwa das Bedienen von Office-Programmen – geringer ein als Männer und kannten weniger Fachbegriffe. Außerdem waren Frauen weniger an Digitalthemen interessiert und konnten sich weniger Wissen aneignen.

Der durchschnittliche Digitalisierungswert von Frauen liegt demnach bei 51 von maximal 100 Indexpunkten, Männer liegen bei 61 Indexpunkten. Bei der Personengruppe mit Hochschulabschluss erzielten Frauen 57 Indexpunkte und Männer 68. Die Unterschiede seien bei den Älteren deutlich stärker ausgeprägt als bei den Jüngeren, doch auch bei den 14- bis 24-Jährigen seien diese sichtbar.

Strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern gebe es auch im Berufsleben. So arbeiteten Männer öfter im Homeoffice, seien häufiger mit mobilen Geräten ausgestattet und erhielten häufiger Zugang zu Videokonferenzsystemen als Frauen. Männer sähen mobiles Arbeiten auch öfter als Chance, um Arbeits- und Privatleben zu vereinbaren. Die digitale Ausstattung im Beruf fehle bei 30 Prozent der Vollzeitbeschäftigten und bei 48 Prozent der Teilzeitbeschäftigten, wobei der Frauenanteil in Teilzeit höher sei.

Mehr Weiterbildungen für männerlastige Berufe

Dadurch, dass Frauen und Männer überwiegend in unterschiedlichen Branchen und Berufen tätig sind, existiere ein Ungleichgewicht bei den Weiterbildungsangeboten, heißt es in der Studie. Während eher technisch ausgerichtete Weiterbildungen zur Digitalisierung bereits früh angeboten wurden, seien ähnliche Initiativen in den stark weiblich besetzten Branchen (Büro- und Verwaltungsbereiche, persönliche Dienstleistungen, Pflege und Soziale Arbeit) deutlich später ergriffen worden. Die Teilnahme an bezahlten Schulungen sei entsprechend unter Männern weiter verbreitet als unter Frauen.

Mädchen und Frauen werde der Zugang zur Gestaltung der digitalen Welt durch Geschlechterklischees und traditionelle Rollenbilder erschwert, so Professorin Barbara Schwarze. "Wir brauchen ein gezieltes digitales Empowerment von Mädchen und Frauen entlang der gesamten Bildungskette", forderte die Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit, einem An-Institut der Fachhochschule Bielefeld.

Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen Arbeitgebenden, die Ausstattung mit mobilen Geräten geschlechtergerecht zu gestalten und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für flexible Arbeitsformen entsprechend zu schulen. Bei Aus- und Weiterbildungen müsse zudem auf geschlechterspezifisches Lernen geachtet werden – für die Lernenden wie für die Lehrkräfte.

ckr