Prof. Dr. Kerstin Krieglstein
Universität Konstanz

Serie: Frauen an der Uni-Spitze
Kerstin Krieglstein

Es gibt noch immer zu viele Regeln, die "lähmen statt zu ermöglichen", sagt Professorin Kerstin Krieglstein. Sie leitet die Universität Konstanz.

25.02.2019

Name:  Prof. Dr. Kerstin Krieglstein

Position: Rektorin der Universität Konstanz seit August 2018

Wie sich der Schritt zur Hochschulleitung ergeben hat:   

Kerstin Krieglstein: "Nach über vierjähriger Tätigkeit als hauptamtliche Dekanin der Medizinischen Fakultät Freiburg und der damit erworbenen Kompetenz und Führungserfahrung war der Schritt in die Gesamtverantwortung für eine Universität gebahnt. Als im März 2018 die Position der Rektorin der Universität Konstanz – einer Universität, die ich schon immer als etwas Besonderes wahrgenommen habe – ausgeschrieben wurde, habe ich mich beworben und bin mit Freude und Überzeugung im August 2018 nach Konstanz gewechselt."

Die Position der Universitätspräsidentin ist für mich eine reizvolle Tätigkeit weil:

Kerstin Krieglstein: "...es mir ein dringendes Anliegen ist, die Bedingungen für Forschung und Lehre kontinuierlich zu verbessern – diese Prozesse kann ich aus einer Position im Hochschulmanagement heraus, insbesondere als Universitätsrektorin, natürlich sehr gut gestalten."

Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale, die in dieser Position besonders wichtig sind:

Kerstin Krieglstein: "Wichtige Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit in jeder Rolle des Hochschulsystems sind für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Frustrationstoleranz und ungebrochener Wille zum Erfolg. Ebenfalls unabdingbar: Kommunikationsfähigkeit, Überzeugungskraft, verbindliches Auftreten und Konfliktbewältigungskompetenz."

Welchen Schwierigkeiten ich gegenüberstand:

Kerstin Krieglstein: "Es gibt zu viele Regeln und Vorschriften, die lähmen statt zu ermöglichen. Ein Beispiel sind die Bestimmungen, die wir bei der Planung unseres Kinderhauses auf dem Campus erfahren haben: Es gibt Rahmenbedingungen, die eine familienfreundliche Universität darin limitieren, Kinderbetreuung zu ermöglichen. Dies gilt von der Finanzierung bis hin zur Bewertung von Betreuungseinrichtungen durch den Rechnungshof."

Wie es mehr Frauen in die Hochschulleitung schaffen können:

Kerstin Krieglstein: "Zunächst würde es bereits helfen, offensiver mit der Forderung nach mehr Frauen in der Hochschulleitung umzugehen. Darüber hinaus sollten mehr Vorbereitungskurse und Trainings initiiert werden: Es gibt grundsätzlich nicht so viele Angebote in diesem Bereich; insbesondere Frauen würden diese dabei helfen, sich in hierarchiefokussierten Umgebungen zurechtzufinden."

Über eine Quote zur Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen denke ich:    

Kerstin Krieglstein: "Die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen halte ich für zwingend notwendig. Gegen die Quote steht das Vorurteil, dass damit eine Auswahl gegen die Bestenauslese eingeleitet würde – andererseits kenne ich tatsächlich kein anderes Mittel, das aufgrund der 'Sogwirkung', die durch die Quote möglich wird, kompetente und qualifizierte Frauen auch tatsächlich in diese Führungspositionen bringt und gleichzeitig die Qualifizierung für solche Positionen fördert. Ich sehe sie somit als Ermöglichung – in Ergänzung mit der unerlässlichen Qualifizierung des Individuums." 
        
kas