Forschungsausstattung
Forscherinnen erhalten weniger Laborfläche
An der Scripps Institution of Oceanography (SIO), einem renommierten Forschungszentrum für Meeresforschung der University of California (UCSD), haben Wissenschaftlerinnen nur halb so viel Platz in Laboren wie ihre männlichen Kollegen. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Instituts hervor, über den zuerst das Fachmagazin "Science" berichtete. Rationale Begründungen für den "gender gap" bei der Ausstattung der Forschenden gebe es nicht.
An dem Forschungszentrum seien 56 Wissenschaftlerinnen und 157 Wissenschaftler tätig. Frauen machen entsprechend 27 Prozent der Forschenden aus, verfügen laut Bericht aber nur über 17 Prozent der Laborflächen. Durchschnittlich stünde Wissenschaftlerinnen nur halb so viel Forschungsraum und ein Drittel der Lagerflächen ihrer Kollegen zur Verfügung. Außerdem hätten sie weniger Büroflächen.
Die Unterschiede könnten nicht durch die Finanzierung der Forschenden, die Dauer ihrer Institutszugehörigkeit, den Fachbereich oder die Größe der Forschungsgruppe "wegerklärt" werden, so die Autorinnen und Autoren. Entsprechende Berücksichtigungen dieser Faktoren in der Analyse hätten die Ausstattungslücken nicht verkleinert. Der Gleichstellung der Geschlechter stünden vielmehr institutsweite "kulturelle Barrieren" im Weg. Unter anderem sei es dort üblich, seinen Forschungsraum an einen Nachfolger zu "vererben", wenn ein Forschender das Institut verlässt, wovon Männer häufiger profitiert hätten als Frauen. Auch unter den Emeriti, die weiterhin über Flächen am SIO verfügen, seien überwiegend Männer.
Geringere Ausstattung von Forscherinnen schon lange bekannt
Um die Missstände zu korrigieren, soll nun ein Ausschuss die Empfehlungen des Berichts umsetzen – unter anderem freie Flächen neu zuweisen und die Raumzuweisungen für Personen im Ruhestand prüfen. In Auftrag gegeben hatten die Untersuchung die Leitungen der Universität und des Forschungszentrums nach Beschwerden aus den Fakultäten. Laut Bericht ist das SIO damit die erste wissenschaftliche Einrichtung, die eine solch detaillierte Statistik erstellt und veröffentlicht hat, wenngleich die Situation an den meisten anderen US-Hochschulen ähnlich aussehen dürfte.
Eine ähnliche Untersuchung hatte Nancy Hopkins, emeritierte Biologin des Massachusetts Institute of Technology (MIT), bereits in den 1990er Jahren durchgeführt: Auf eigene Faust und nach Dienstschluss vermaß sie die Biologielabore der Fakultät. In ihrem 1999 veröffentlichten Bericht kam sie zu dem Schluss, dass es den Frauen dort im Verhältnis zu den Männern an Platz mangelte, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Auch eine Untersuchung der Woods Hole Oceanographic Institution aus dem Jahr 2000 kommt zu diesem Schluss, allerdings ohne dabei mögliche Gründe zu untersuchen.
Nachdem diese Berichte offenbar über Jahrzehnte nicht die notwendige Trendwende anstoßen konnten, bleibt abzuwarten, ob andere Hochschulen nun dem Beispiel der UCSD folgen und überprüfen, ob ihre Forschungsflächen fair verteilt sind.
ckr
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