Ein Studierendenwohnheim in Potsdam, davor stehen Fahrräder.
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Studierende
Wohnheimnot an deutschen Universitäten

An mehreren Hochschulstandorten in Deutschland gibt es zum Semesterbeginn wieder nicht genügend Wohnraum. Aber nicht überall herrscht Mangel.

02.10.2023

Inflation und der steigende Druck auf dem privaten Mietmarkt verschärfen an manchen Hochschulstandorten in Deutschland den Mangel an Wohnheimplätzen. 

In Schleswig-Holstein hat die Zahl der Bewerbungen auf einen öffentlich geförderten Platz in einem Wohnheim in diesem Wintersemester weiter zugenommen. Das ergab eine Übersicht des Studentenwerks. Demnach sind auf einen Wohnheimplatz 3313 Bewerbungen eingegangen. Das waren über 300 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres und rund 500 mehr als vor zwei Jahren.

Auf den aktuellen Wartelisten stehen landesweit über 1500 Namen. In Kiel sind es 771, in Lübeck 564 und in Flensburg 209. 

"Die Situation ist angespannter geworden", resümiert die Sprecherin des Studentenwerks, Kerstin Klostermann. "Das liegt daran, dass es insgesamt zu wenig preisgünstigen Wohnraum für Studierende gibt." Die Mieten bei Wohnungen und WGs auf dem freien Wohnungsmarkt seien enorm gestiegen. Hinzu komme die Inflation. "Die finanzielle Lage der Studierenden ist schlechter geworden und sie sind mehr denn je auf eine günstige Unterkunft angewiesen", erläutert Klostermann.

Berlin schafft mehr Wohnraum für Studierende

Eine mögliche Lösung ist der Ausbau öffentlich geförderten Wohnraums. Im September teilte das landeseigene Bauunternehmen Berlinovo in Berlin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit, man wolle bis Ende des Jahres 700 weitere Plätze in Studierendenwohnheimen fertigstellen. In den kommenden drei Jahren sollten weitere 3550 Plätze folgen. 

Auch das Berliner Studierendenwerk will seinen Bestand erweitern: "Ein Bauprojekt im Aristotelessteig mit 176 neuen Plätzen ist zwar fertig geplant, allerdings fehlen uns die Mittel, um in die Umsetzung zu gehen", sagte Sprecherin Jana Judisch.  Nach aktuellen Prognosen würde der Bau 23 Millionen Euro kosten. 

Das Studierendenwerk verfügt insgesamt über 9.200 Plätze, von denen Ende September keiner frei war. Derzeit stünden 4.763 Bewerber auf der Warteliste. Die Plätze werden zu rund 80 Prozent von Studierenden aus dem Ausland genutzt. Für zehn bis 25 Quadratmeter werden 347 bis 422 Euro fällig. Dabei teilen sich die Studierenden Gemeinschaftsküche und Bad mit bis zu vierzehn weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern. 

In Berlin wohnen nur etwa fünf Prozent der Studierenden in einem Wohnheim und damit deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt, der bei zehn Prozent liegt, hatte die Wissenschaftsverwaltung im vergangenen Jahr bekannt gegeben. Die Quote bezog sich auf die Jahre 2018 bis 2020. An Berliner Hochschulen sind etwa 200.000 Studierende eingeschrieben. 

Kein Mangel an studentischem Wohnen in Thüringen

Nicht überall herrscht Mangel: Beim Angebot von Wohnheimplätzen für Studierende ist Thüringen auch in diesem Wintersemester Spitzenreiter. Hier werden rund 17 Prozent der Studierenden in öffentlich-geförderten Wohnheimen untergebracht. "Damit belegt das Studierendenwerk wie schon seit Jahren Platz eins im Bundesvergleich aller 57 Studierendenwerke", sagte ein Ministeriumssprecher unter Verweis auf Zahlen des Deutschen Studierendenwerks der dpa. Die Nachfrage sei auch wegen der vergleichsweise günstigen Mieten weiterhin sehr hoch.

Aktuell unterhält das Studierendenwerk in Thüringen nach eigenen Angaben 8.000 Wohnheimplätze in 71 Wohnanlagen. Die Warmmiete liege im Schnitt bei 245 Euro. Die mit Abstand meisten Wohnheimplätze gibt es demnach in Jena, dort stünden rund 3.000 Plätze zur Verfügung.

dpa