Eine Aufnahme des Haupteingangs des Hauptgebäudes der Universität zu Köln.
picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Wintersemester 2023/2024
Universitäten starten mit neuen Studiengängen

Gesundheit, Umwelt, Interdisziplinarität - das sind nur einige Trends bei neuen Studiengängen. Auch KI wird immer häufiger Thema in den Hörsälen.

26.09.2023

Schaut man auf neue Studiengänge in Deutschland, sticht insbesondere die Künstliche Intelligenz hervor. So konnten sich Studierende dieses Jahr zum ersten Mal auf den Masterstudiengang "Artificial Intelligence and Machine Learning" an der TU Darmstadt bewerben, wie die Deutsche-Presse Agentur (dpa) kürzlich meldete. Hier dreht sich ein ganzes Studium um das Thema Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI). Insgesamt bleiben MINT-Fächer beliebt, so die dpa. Studierende konnten sich an der TU Darmstadt auch für neue Master in "Mechanics", "Synthetic Biology", "Computer Science" und "Autonome Systeme und Robotik" einschreiben.

Nachhaltigkeit bleibt ebenfalls ein aktuelles Thema: Im Bachelor kommt in Darmstadt im Fachbereich Maschinenbau ein Studiengang hinzu, der ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit steht. In "Bio-Materials Engineering" soll vermittelt werden, wie innovative und ressourcensparende Produkt- und Produktionskonzepte entwickelt werden können. Klassischer geht es bei "Ingenieurwissenschaften und Mechanik" zu, das im kommendem Semester neu an der TU studiert werden kann.

KI als eigenes Fach in München

An der LMU München wird im Wintersemester 2023/24 das Nebenfach KI (Künstliche Intelligenz) in zwei Formaten (30 + 60 ECTS) eingeführt. Wie die LMU Forschung & Lehre berichtet, sei es das Ziel der Universität, "das KI-Studienangebot passgenau für eine Reihe von Hauptfächern kombinierbar zu machen."

Damit stärke die LMU ihren fakultätsübergreifenden KI-Schwerpunkt nicht nur in der Forschung, "sondern in der breitgefächerten Lehre und begegnet der wachsenden Relevanz von KI für alle Bereiche der Gesellschaft mit einem herausragenden Lehrangebot."

Fachübergreifende "Liberal Arts and Sciences" in Gießen

Einen anderen Schwerpunkt setzt die Universität Gießen mit ihrem neuen Studiengang "Liberal Arts and Sciences". Laut der Hochschule stehe der Begriff "Liberal Arts" für Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel. Es soll ein Fach für "vielseitig interessierte Studierende" sein: Geistes-, sozial-, technik-, und naturwissenschaftliche Elemente werden dabei vereint. "Liberal Arts"-Studiengänge sind vor allen Dingen in den USA weitverbreitet. Auch dort bieten die Hochschulen ihren Studierenden eine Kombination aus einer Vielzahl von Fächern an.

Gegenüber Forschung & Lehre teilte die Uni Gießen mit, dass das Thema KI zwar "kein spezieller Fokus" des neuen Studiengangs ist, Methoden der Künstlichen Intelligenz aber allgemein im Orientierungsjahr behandelt würden. Das Orientierungsjahr gebe den Studierenden "maximale Flexibilität und eine starke Grundlage im wissenschaftlichen Arbeiten, damit sie ab dem dritten Semester ihren Interessen entsprechend aus einer Auswahl an 'Fach-Tracks' wählen können." Auch im Fachtrack "Digital Transformations" sei KI eines der Themen. Zum Oktober starten in Gießen ferner die neuen Studiengänge "Angewandte Informatik" (Bachelor), "Data Analytics" (Master) und "Data Science" (Master). Laut Universität werde das neue Studienangebot bisher gut angenommen.

Viel Neues im Norden: Uni Hamburg

Auch an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg gibt es einen neuen Studiengang mit dem Namen "Liberal Arts", ebenfalls im Bachelor. Wie Sophie Witt, Professorin für Literaturwissenschaft, insbesondere Wissenskulturen und Interdisziplinarität, Forschung & Lehre mitteilte, fokussiert das "Hamburger Modell" der Liberal Arts & Sciences dabei auf die "interdisziplinäre Erforschung von Gegenwartsherausforderungen in ihrer historischen Tiefe und gesellschaftlichen Breite."

Dabei spielten neben Themenfeldern wie Klima, Gesundheit oder Demokratie "auch Fragen neuer Technologien – ihrer wissenschaftlichen und technologischen Potenziale und ihrer gesellschaftlichen Herausforderungen - eine dezidierte Rolle." Zusätzlich würden die Studierenden in Digital Skills ausgebildet. Neben "Liberal Arts" ebenfalls neu in Hamburg: der Masterstudiengang "Psychologie mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie", der Masterteilstudiengang "Sachunterricht (M.Ed.)" sowie der Masterteilstudiengang "Sonderpädagogik (M.Ed.)", beide an der Fakultät Erziehungswissenschaft.

"Musik, Sound, Performance" in Berlin

An der Humboldt-Universität zu Berlin startet im kommenden Wintersemester nur ein neuer Studiengang, nämlich "Musik, Sound, Performance" (Master of Arts). Angesiedelt am Musikwissenschaftlichen Seminar der Freien Universität Berlin und am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität, eröffnet dieser laut der Fakultät den Studierenden "aktuelle, interdisziplinäre Perspektiven auf Musik und Klang. Im Mittelpunkt stehen Musik und Musiktheater sowie Klang bzw. Sound als performative Phänomene über kulturelle und historische Grenzen hinweg."

Der Studiengang sei interdisziplinär ausgerichtet und kombiniere "verschiedene Perspektiven aus Geschichte, Theorie und Praxis auf der Basis aktueller Debatten der Musik- und Theaterwissenschaften sowie der Media, Performance, Gender und Postcolonial Studies."

Von Buddhismus bis Financial Markets: neue Fächer an der Uni Leipzig

An der Uni Leipzig sind zum Wintersemester 2023/24 ebenfalls neue Studiengänge dazugekommen, ein Master of Arts in "Buddhist Studies and Contemplative Traditions", der Master of Science in "European Financial Markets and Institutions" sowie das Staatsexamen "Lehramt an berufsbildenden Schulen Fachrichtung Gesundheit und Pflege". 

Hochschulleitungen achteten bei der Wahl neuer Studiengänge insbesondere auf Zukunftsthemen, so das Prorektorat der Uni Köln auf Anfrage. Man sehe sich verpflichtet, "visionäre Zukunftsthemen strukturell verankern". Damit sollen Studierende befähigt werden, zur "Lösung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen." 

Professor Beatrix Busse, Prorektorin für Lehre und Studium an der Universität zu Köln, betonte gegenüber Forschung & Lehre: "Wir analysieren, welche Themen heute und in Zukunft relevant sind." Masterstudiengänge wie "International Master of Environmental Sciences" oder "Earth System Sciences" befassen sich mit den Themen Nachhaltigkeit. Außerdem nehme die Universität auch Fragen der digitalen Kompetenz, Inklusion und Rechtsfragen im Zusammenhang mit der digitalen Transformation in den Fokus, genau wie den Themenbereich "Well-Being". Ab diesem Semester wird an der Universität zu Köln erstmals der Masterstudiengang "Psychologie mit Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie" angeboten, der mit der Approbationsprüfung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten abgeschlossen werden kann.

Neben der Künstlichen Intelligenz stehen also auch Umwelt, Gesundheit und Interdisziplinarität im Fokus der neuen Studiengänge im Wintersemester 2023/24. Dabei scheint sowohl in den MINT-Fächern als auch in den Geisteswissenschaften der Trend weiter zum interdisziplinären Studieren zu gehen – insbesondere in Masterstudiengängen.

pj