Eine Aufnahme des "Haus der Erde" der Universität Hamburg, das sich noch im Bau befindet.
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Öffentliche Gelder
Bund der Steuerzahler bemängelt zwei Hochschul-Neubauten

Der Bund der Steuerzahler kritisiert zwei Neubauten der Universitäten Hamburg und Regensburg. In Hamburg ist die Uni selbst Leidtragende.

18.10.2023

Der Bund der Steuerzahler hat in seinem diesjährigen Schwarzbuch mögliche Fälle von Steuermittelverschwendung angeprangert. Das Schwarzbuch enthält auch zwei Beispiele aus dem Hochschulsektor, nämlich einen Universitätsneubau in Hamburg sowie einen Neubau für Medizinstudierende an der Universität Regensburg.

In Regensburg wurde ein Altbau abgerissen, um Platz für ein Vorklinikum zu schaffen, in dem Medizinstudierende in Fächern wie Biochemie, Physik und Physiologie unterrichtet werden sollen. Der gut 10.000-Quadratmeter-große Neubau soll laut Schwarzbuch statt 2014 nun erst 2025 fertiggestellt werden, da sich die Abrissarbeiten länger hinziehe. Aus den ursprünglich veranschlagten 114 Millionen Euro kosten seien inzwischen 184 Millionen Euro geworden, bemängelt der Bund der Steuerzahler und fügt hinzu: "Weitere Kostensteigerungen für das ehrgeizige Projekt sind nicht auszuschließen. Gemunkelt wird schon von 220 Millionen Euro." 

Auch Universitäten leiden unter den steigenden Baukosten

Die Verdopplung seiner Baukosten hat der Universitätsneubau in Hamburg längst überschritten. Der Bund der Steuerzahler weist kritisch darauf hin, dass der Neubau "Haus der Erde" inzwischen 425 Millionen Euro kosten soll statt wie ursprünglich anvisiert 177 Millionen Euro. Das Gebäude soll in Zukunft Forschende der Geologie, Boden- und Meereswissenschaften sowie weiterer Disziplinen beherbergen, die die Klimakrise erforschen.

Zuständig für den Bau ist das Land, das Zins- und Preissteigerungen für den Kostenanstieg verantwortlich machte. Eine Fertigstellung war ursprünglich für 2019 anvisiert, kritisiert der Bund der Steuerzahler, also noch vor Preissteigerungen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und Zinserhöhungen. Vor zwei Jahren stand der Bau außerdem ebenfalls bereits im Schwarzbuch – da nannte das Land Planungsschwierigkeiten bei Belüftungssystemen als Grund für die steigenden Baukosten.

Laut Bund der Steuerzahler wird auch die Universität Hamburg durch die steigenden Kosten in Zukunft finanziell belastet werden. "Die Universität, die das Haus von der landeseigenen Vermietungsgesellschaft Gebäudemanagement Hamburg (GMH) mieten soll, wird laut Medienberichten wegen der höheren Baukosten am Ende deutlich mehr Miete zahlen müssen als geplant", heißt es im Schwarzbuch. Ursprünglich veranschlagt seien 11 Millionen Euro Miete jährlich gewesen, vor zwei Jahren lag der Wert schon bei 17 Millionen Euro jährlich. Auch diese Zahl sei nicht mehr aktuell. "Wie teuer es konkret wird, beantwortete die Finanzbehörde bislang nicht", schreibt der Bund der Steuerzahler in seinem Bericht.

Hochschulneubau und Gebäudesanierung sind bekannte Leidensthemen an Universitäten in Deutschland. 

In einem Beitrag für Forschung & Lehre 9/23 schlägt Lars Oeverdiek Lösungen für den immensen Sanierungsrückstau an deutschen Hochschulen vor. Er ist Kanzler der Technischen Universität (TU) Berlin, die in einem offenen Brief an die Landesregierung diesen Sommer von einem "verzweifelten Zustand" sprach und 2,4 Millionen Euro zusätzlich zur Sanierung anforderte.

Neuesten Berechnungen zufolge müssen insgesamt rund 74 Milliarden Euro für Sanierung und Modernisierung der deutschen Hochschulen investiert werden. Das berichtete "Table.Media" Anfang Juni unter Verweis auf den Arbeitskreis Hochschulbau der Vereinigung der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands. 

cle