Eine Photovoltaik-Anlage steht auf dem Dach der Hochschule Ludwigsburg.
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Hochschul-Barometer
Hochschulen bereiten sich auf steigende Energiekosten vor

Wie sind die Hochschulen im Winter 2022/23 mit der Energiekrise umgegangen? Eine Befragung liefert erste Antworten und Prognosen.

03.05.2023

Die Hochschulen in Deutschland haben infolge der Energiekrise mit gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen. Für den Winter 2022/23 gehen sie von Mehrkosten für das gesamte Hochschulsystem in Höhe von circa 1,3 Milliarden Euro aus, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Hochschul-Barometer vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung hervorgeht. Zum Vergleich: Die Ausgaben für Energie aller Hochschulen beliefen sich 2021 auf etwa 9,1 Milliarden Euro. Sollten die Kostensteigerungen anhalten, könnten manche Hochschulen schließen.

Aktuell gebe es keine massiven Einschränkungen im Forschungs- oder Lehrbetrieb. Nur etwa fünf Prozent der Hochschulen setzten aufgrund der Energiepreise derzeit wieder stärker auf Online-Unterricht. Immerhin 13 Prozent der Hochschulen reduzierten die Nutzung energieintensiver Forschungsgeräte. Bei dauerhaft hohen Energiekosten könnte sich das aber ändern: Jede zweite Hochschule würde der Umfrage zufolge dann vor allem an der Hochschulinfrastruktur, etwa in Bibliotheken oder der IT, sowie an der Forschungsinfrastruktur sparen. Knapp neun Prozent aller Hochschulleitungen sieht langfristig den Weiterbetrieb der eigenen Hochschule als gefährdet an, unter den privaten Hochschulen seien es sogar rund 15 Prozent.

Im Schnitt rechneten die Hochschulen mit Mehrkosten von 347 Euro pro Studierendem. In die Berechnung flossen die benötigte Energie für das Beheizen von Hörsälen, aber auch die für Forschungseinrichtungen ein. Wer diese Zusatzbelastungen übernimmt, Hochschule oder Träger, ist laut Umfrage bei einem Drittel aller Hochschulen nach wie vor ungeklärt. Bei den privaten Hochschulen seien es 44 Prozent. Die Lage unterscheide sich zudem je nach Bundesland: Bayern habe zum Beispiel die komplette Übernahme der Mehrkosten von staatlichen Hochschulen zugesagt. Andere Bundesländer wie Hessen oder Schleswig-Holstein stellten hingegen nur einen Notfallfonds über eine bestimmte Summe bereit. Für energieintensive Forschungseinrichtungen kann ein von Bund und Ländern neu eingerichteter Härtefallfonds Entlastung bringen.

Wie die Hochschulen langfristig Energie sparen wollen

Fast alle Hochschulen hätten im Winter kurzfristig versucht, die Energiekosten zu reduzieren. Sie senkten beispielsweise die Raumtemperatur nachts (94 Prozent) oder generell in den Gebäuden (92 Prozent). Eine vollständige oder verlängerte Schließung während der Weihnachtspause (42 Prozent) oder kürzere Öffnungszeiten von Bibliotheken oder Forschungslaboren (33 Prozent) seien hingegen vergleichsweise seltener gewesen.

Um auch künftig Energie und Kosten zu sparen, wollen die Hochschulen ihr Energiemanagement effizienter gestalten sowie ihre Gebäude modernisieren. Geplant seien vielfach Dämmungen, LED-Beleuchtungen, moderne Heizungs- und Lüftungsanlangen oder der Ausbau eigener Solar– und Photovoltaikanlagen.

Mit dem Hochschul-Barometer ermitteln Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung jährlich die Stimmung unter den deutschen Hochschulleitungen. In der repräsentativen Umfrage werden alle Rektorinnen und Rektoren sowie Präsidentinnen und Präsidenten staatlicher und staatlich anerkannter Hochschulen in Deutschland befragt. Die gesamten Ergebnisse des aktuellen Hochschul-Barometers werden im Herbst veröffentlicht.

ckr