Schild mit der Aufschrift 'Universität Potsdam'
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Universität Potsdam
Juniorprofessor erhält kein Tenure trotz positiver Bewertung

Offenbar ohne Angabe von Gründen wurde die Berufung eines Literaturwissenschaftlers abgelehnt. Das Verfahren wurde mittlerweile wieder aufgenommen.

06.02.2024

An der Universität Potsdam hat die negative Entscheidung der Universitätsleitung zur Verstetigung einer Juniorprofessur für Wirbel gesorgt: Die routinemäßige Beurteilung nach drei Jahren im Rahmen des Tenure Track-Programms war positiv ausgefallen. Vor Kurzem hatte die Fakultäts-Tenure-Kommission die Eignung wieder bestätigt. 

Wie der "Tagesspiegel" am Dienstag mit Berufung auf eine Studierendenvertreterin berichtete, sei erst in der vom Uni-Präsidenten besetzten, zentralen Tenure-Kommission bemängelt worden, dass zu wenig Drittmittel eingeworben wurden. Der Betroffene hat dieser Darstellung mittlerweile widersprochen. Nähere Angaben könne er aufgrund des laufenden Verfahrens nicht machen, teilte er auf Nachfrage mit.

Uni-Präsident Oliver Günther hatte die Berufung des beliebten Juniorprofessors mit Verweis auf die zentrale Tenure-Kommission abgelehnt. Dafür steht er in der Kritik: Eine Unterschriftenaktion blieb laut Tagesspiegel bislang ohne Reaktion seitens der Uni-Leitung. Der Vorwurf der Ausbeutung steht im Raum, weil die Stelle nun erneut als Juniorprofessur ausgeschrieben werden kann. Auf Anfrage von “Forschung & Lehre” teilte die Leiterin der Pressestelle nur mit, dass Personalangelegenheiten nicht kommentiert würden.

Das Berufungsverfahren wurde mittlerweile wieder aufgenommen. Näheres dazu ist noch nicht bekannt.

Studierende solidarisieren sich mit Juniorprofessor Ungelenk

Wie der "Tagesspiegel PNN" am 1. Februar berichtete, sei es gestern zu Protesten von etwa hundert Studierenden vor dem Büro des Universitätspräsidenten Oliver Günther gekommen. Auf Plakaten sei zu lesen gewesen, dass die Studierenden den Verbleib des Literaturwissenschafts-Juniorprofessors Johannes Ungelenk an der Potsdamer Universität forderten und seine Entlassung als „Ausbeutung“ empfänden. 

Am selben Tag hatte Ungelenk seine letzte Vorlesung gehalten, die von unerwartet vielen solidarisch Teilnehmenden besucht worden war. Der Geschäftsführer des Instituts für Künste und Medien äußerte sich laut “Tagesspiegel PNN” besorgt: "Es ist klar, dass mit dem Weggang von Herrn Ungelenk innerhalb der nächsten Wochen zwei oder drei Studiengänge zusammenbrechen werden – wir wissen nicht, wie es weitergeht". Die Universitätsleitung selbst habe sich bislang nicht dazu geäußert.

Elf Professorinnen und Professoren protestieren gegen Ablehnung der Berufung 

Gemäß eines Berichts des Tagesspiegels vom 5. Februar haben sich elf Professorinnen und Professoren der Kultur- und Literaturwissenschaft aus ganz Deutschland in einem Beschwerdebrief an Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) gewandt. Darin hätten sie ihr Unverständnis darüber geäußert, dass "die zentrale Tenure-Kommission, ein beratendes Gremium ohne fachliche Expertise, zu einer Empfehlung kommen kann, die der Einschätzung aller zugezogenen Fachwissenschaftlerlnnen […] diametral widerspricht". Sie selbst seien Teil des Fachgremiums gewesen und hätten alle für die Berufung gestimmt. Ihr Urteil sei schlichtweg übergangen worden. 

Das Ministerium selbst äußerte sich laut Tagesspiegel deshalb nicht in der Sache zum Konflikt, da der Rechtsstreit derzeit vor Gericht geklärt würde. Uni-Sprecherin Silke Engel ging auf Nachfrage von PNN nur auf die Drittmittelfrage ein: "Die negative Entscheidung erfolgte nicht – wie in der Presse dargestellt – ausschließlich oder maßgeblich aufgrund der Drittmittelbilanz", so Engel. Universitäts-Präsident Oliver Günther wolle sich Anfang März mit den Studierenden zu einem Gespräch treffen.

Karriereweg Juniorprofessur

Die 2002 eingeführte Personalkategorie der Juniorprofessur stellt einen alternativen Qualifizierungsweg zur Habilitation dar. Voraussetzung für die Berufung auf eine Juniorprofessur ist eine hervorragende Promotion. Die Juniorprofessorinnen und -professoren müssen sich zudem einer Zwischenevaluation stellen. Juniorprofessuren sind in der Regel auf maximal sechs Jahre befristet, bei Juniorprofessuren mit Verstetigungsoption steht eine abschließende Tenure-Evaluation an.

Dies ist eine aktualisierte Version, die am 6.2. um 10:00 Uhr zum dritten Mal angepasst wurde. Zuerst veröffentlicht wurde der Artikel am 24. Januar. 

hes/cva