Illustration mehrere Menschen, die in Sprechblasen über Kommunikationsstrategien diskutieren
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Kommunikationsziele
Wissenschaft strategisch kommunizieren

Wie gelingt der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft? Wichtig sind dabei klare Zielsetzungen und feste Strukturen, zeigt eine Analyse.

25.11.2020

Die Ziele der Wissenschaftskommunikation haben sich im Laufe der Zeit merklich verschoben: Während in den frühen 2000er Jahren noch die Informationsvermittlung im Fokus gestanden hat, geht es heute vor allem um Beteiligung und Dialog. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht hervor, für den eine Arbeitsgruppe von "Wissenschaft im Dialog" die strategischen Ziele in 120 Dokumenten von 39 Akteuren aus den vergangenen sechs Jahren untersucht hat.

Die häufigsten Kommunikationsziele der wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland sind demnach heutzutage, den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu fördern, eine fachfremde Gemeinschaft an Wissenschaft zu beteiligen und generell Wissen zu vermitteln. Ein übergeordnetes Ziel sei nach wie vor der Nutzen für die Gesellschaft. Viele wollten eine gemeinsame Wissensbasis für die Gesellschaft schaffen. Das soll deren Vertrauen in Wissenschaft und ihre Akzeptanz für wissenschaftsgeleitete gesellschaftliche und politische Entscheidungen erhöhen.

Um diese Ziele zu erreichen, braucht es nach Ansicht der in den Dokumenten analysierten Institutionen feste Strukturen und mehr Qualität in der Wissenschaftskommunikation. Während die eingesetzten Formate und Kanäle bereits eine hohe Vielfalt aufwiesen und die Sichtbarkeit von Wissenschaft erhöhten, seien die Kommunikationsmaßnahmen noch nicht strategisch genug im Wissenschaftsbetrieb verankert.

Ziele hinterfragen

Nach Ansicht einiger Akteure nimmt die Vermittlung ihrer Kommunikationsformate durch den Wissenschaftsjournalismus als Übersetzer gegenüber der Öffentlichkeit ab. Häufig sei die Wissenschaftskommunikation auch durch die mediale Entwicklung überfordert oder durch wissenschaftlichen Leistungsdruck gehemmt. Viele Institutionen wünschten sich daher eine stärkere Anerkennung von Wissenschaftskommunikation für die wissenschaftliche Karriere, um mehr Anreize für Forschende zu setzen.

Der Analyse zufolge legten jedoch auch die Institutionen selbst die Ziele oft noch nicht präzise genug fest oder formulierten sie sogar gegensätzlich. Zwischen Theorie und Praxis ergäben sich dadurch regelmäßig Differenzen, etwa in der erreichten Zielgruppe oder in der Gewichtung der Ziele. Die Autorinnen schlagen ein systematischeres Vorgehen in der Wissenschaftskommunikation vor, bei dem die verschiedenen Dimensionen von Zielen sowie zwischen Zielen und Motiven unterschieden werden soll.

Die Autorinnen des Berichts evaluieren in ihrer Arbeitsgruppe insgesamt, ob die Erwartungen an Kommunikationsmaßnahmen erfüllt werden. Das so wissenschaftlich gesicherte Wissen soll die Wissenschaftskommunikation in der Praxis effektiver gestalten, beispielsweise indem Formate und Kanäle besser auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt werden. Der politischen Forderung nach "mehr" Wissenschaftskommunikation wollen sie so mehr Qualität entgegensetzen.

ckr