Geflüchtete Ukrainerinner und Ukrainer kommen am Berliner Hauptbahnhof an. Freiwillige halten zur Orietierung Schilder mit der ukrainischen Landesflagge hoch.
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Studentenwerk
Bafög für ukrainische Studierende in Deutschland?

Das Studentenwerk fordert unbürokratische Hilfen für ukrainische Studierende. DAAD und HRK warnen vor Ausgrenzung an deutschen Hochschulen.

10.03.2022

Die Hilfen für aus der Ukraine geflüchtete Studentinnen und Studenten müssen nach Ansicht des Deutschen Studentenwerks (DSW) aufgestockt werden. Sie müssten gegebenenfalls unbürokratisch Bafög bekommen, sagte Matthias Anbuhl, DSW-Generalsekretär der Deutschen Presse-Agentur.

"Das deutsche Bildungs- und Wissenschaftssystem muss sich sehr schnell auf die Integration zahlreicher Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine vorbereiten", sagte Anbuhl. Nötig sei insgesamt ein großzügiges Unterstützungsprogramm für Kitas, Schulen, Hochschulen und die berufliche Bildung.

Zusätzlich zu den eintreffenden geflüchteten Studierenden seien rund 6.200 ukrainische Studierende bereits vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine in Deutschland gewesen. Auch diese gerieten durch den Krieg in eine Notlage.

Die wenigsten ukrainischen Studierenden können sich vollständig über ein Stipendium finanzieren. Die meisten bräuchten daher neben einer Perspektive für ihr Studium auch finanzielle Unterstützung, ein Dach über dem Kopf, Verpflegung und auch psychologische Beratung und Unterstützung.

Vielerorts würden Hochschulen, Studenten- und Studierendenwerken bereits Notfallfonds nutzen, Mieten stunden, in der Mensa kostenloses Essen anbieten oder Sondersprechstunden für ukrainische Studierende einrichten. "Das ist gut und hilft. Wir brauchen jetzt aber einen raschen Ausbau der Hilfen", sagte Anbuhl.

Solidarität auch mit russischen Studierenden

Bereits vergangene Woche hatte das Studentenwerk darauf hingewiesen, dass es auch möglich sein müsse, notleidende russische Studierende in Deutschland zu unterstützen. DSW-Präsident Dr. Rolf-Dieter Postlep erklärte: "Diese Studierenden sollten nicht für die Verbrechen ihrer Regierung bestraft werden." Solidarität und Mitmenschlichkeit seien die zentralen Werte der Studenten- und Studierendenwerke; sie förderten nach Bedürftigkeit, nicht nach Staatsangehörigkeit und seien solidarisch mit allen Studierenden, die unter diesem Krieg leiden.

Auch die Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Professor Peter-André Alt und Professor Joybrato Mukherjee, haben am Donnerstag an die Mitglieder der deutschen Hochschulen appelliert, gemeinsam für Weltoffenheit und Toleranz einzutreten. Die Solidarität gelte ukrainischen Studierenden und Forschenden und allen Flüchtlingen aus dem Land.

Andererseits sei es auch wichtig, zwischen dem russischen Staat und seinem Angriffskrieg und den russischen Studierenden und Forschenden zu unterscheiden, die sich oftmals mit großem persönlichen Risiko gegen den Krieg aussprächen. "Hochschulen sind Orte, an denen auch in Zeiten internationaler Konflikte Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und Ausgrenzung keinen Platz haben", so die Organisationsleiter.  

Treffen der Kultusminister der Länder

Die Kultusminister der Länder kommen an diesem Donnerstag und Freitag in Lübeck zur Kultusministerkonferenz (KMK) zusammen. Bei dem Treffen soll es auch um die Folgen des Kriegs in der Ukraine gehen – unter anderem darum, wie geflüchtete Kinder schnell in den Schulunterricht in Deutschland integriert werden können.

KMK-Präsidentin Karin Prien betonte, dass es darum ginge, Kindern, Jugendlichen, Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Deutschland Schutz zu bieten. "Das ist natürlich zunächst mal der Schutz von Leib und Leben", erläuterte Prien (CDU), aber auch die Integration in das deutsche Bildungs- und Hochschulsystem. Prien kündigte mit Blick auf geflüchtete Wissenschaftler an, dass Bund und Länder, aber auch die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen gemeinsam eine Kontaktstelle einrichten werden, um Informations- und Hilfesuchenden Zugang zu allen Programmen und Hilfsleistungen zu ermöglichen.

Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka dankte der KMK für die zugesagte Hilfe und forderte eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Russland sowie eine Schließung des Luftraums über der Ukraine und die Lieferung weiterer Abwehrwaffen. Tybinka betonte die Bedeutung von Kontinuität bei der Beschulung und Ausbildung der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland.

zuletzt aktualisiert am 11.03.2022 um 9:50 Uhr, zuerst veröffentlicht am 10.03.2022 um 14:00 Uhr

dpa/cpy