Computer und Tastatur, um diese ist eine Eisenkette gefesselt.
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Wissenschaftsfreiheit
Deutschland liegt vorn

Zwei von fünf Menschen leben in Ländern, in denen die Wissenschaftsfreiheit seit 2011 abgenommen hat. Das besagt der Academic Freedom Index 2022.

03.03.2022

Deutschland hat bei der jährlichen Bewertung der Freiheit der globalen Wissenschaft den ersten Platz belegt. Die Freiheit der Wissenschaft genießt in der Bundesrepublik weiterhin einen hohen Stellenwert. Dies ergab der Academic Freedom Index (AFI) von Forschenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Varieties of Democracy (V-Dem) Instituts der Universität Göteborg. Die Neuauflage des Index beruht auf Daten des Jahres 2021 und ist am Donnerstag zum dritten Mal erscheinen.

Das diesjährige Update des AFI registriert zwei negative Entwicklungen: Nur in zwei Ländern habe sich die Lage der Wissenschaftsfreiheit im Vergleich zu den Werten von 2011 verbessert, während die Situation in 19 Ländern rückläufig sei. Zu diesen Ländern gehörten Brasilien, Indien, Kamerun, Russland, Thailand oder etwa die Vereinigten Staaten von Amerika, sie umfassten 37 Prozent der Weltbevölkerung oder etwa zwei von fünf Menschen weltweit. Parallel zu diesem Rückgang der Wissenschaftsfreiheit verbreiteten sich autokratische Regime: Immer mehr Länder bildeten sich zurück zu nicht-demokratischen Regierungsformen, wie die Forschenden mitteilten. Dies sei auch für den Schutz der Wissenschaftsfreiheit ein beunruhigender Befund.

Wo gilt die Wissenschaftsfreiheit besonders wenig?

Hinter Deutschland listet der AFI Italien, Lettland, die Slowakei und Schweden unter die ersten fünf Nationen mit der größten Wissenschaftsfreiheit. Am unteren Ende des Spektrums befinden sich Myanmar, Syrien, Turkmenistan und als Schlusslicht Nordkorea. Besonders in Myanmar habe sich die Lage seit 2011 deutlich verschlechtert. Die Wissenschaftsfreiheit entwickle sich allerdings nicht nur in Ländern mit politischen Konflikten zurück, sondern auch dort, wo sie vormals ein höheres Niveau hatte, etwa in Mexiko, Polen, den Vereinigten Staaten von Amerika oder dem Vereinigten Königreich.

Der AFI setzt sich aus fünf Indikatoren zusammen, wie die Forschenden erläutern. Jeder Indikator erfasse dabei eine andere Dimension der Wissenschaftsfreiheit: Freiheit der Forschung und Lehre, Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation, die institutionelle Autonomie, die Campus-Integrität sowie die akademische und kulturelle Ausdrucksfreiheit. Die systematische Erhebung stützt sich auf Einschätzungen von mehr als 2.050 Länderexpertinnen und -experten aus der ganzen Welt sowie auf ein statistisches Modell, das vom V-Dem Institut in Göteborg für einen größeren Demokratiedatensatz entwickelt wurde.

Der Index basiert auf Daten für den Zeitraum 1900 bis 2021 und wird jährlich aktualisiert. Abgedeckt wurden im diesjährigen Update 177 Länder und Gebiete. Es handele sich um den bisher umfangreichsten Datensatz zum Thema Wissenschaftsfreiheit. Die kompletten Daten sind online verfügbar und können mit Visualisierungsanwendungen abgerufen und von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für weitere Studien genutzt werden.

cpy