Computerillustration: Figur wehrt einen Corona-Virus ab
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Corona-Pandemie
DFG-Kommission veröffentlicht Pandemie-Lehren

Die DFG-Kommission für Pandemieforschung hat den bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie ausgewertet. Daraus zieht sie 17 Lehren.

09.09.2022

In der Vorbereitung auf mögliche weitere Pandemien darf die Grundlagenforschung nicht vernachlässigt werden. Das ist die oberste Lehre, die die Interdisziplinäre Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aus der Corona-Pandemie zieht. Die Kommission hat am Donnerstag eine Stellungnahme mit dieser und 16 weiteren Schlussfolgerungen veröffentlicht und zeigt Handlungsbedarfe auf, an denen zur Vorbereitung auf künftige Pandemien gearbeitet werden solle.

Die freie, erkenntnisorientierte Grundlagenforschung, die breites Wissen produziere, müsse weiter gestärkt werden. Nur mit diesem Wissen könne man auf künftige unvorhersehbare Krisen reagieren. Die Grundlagenforschung dürfe nicht im Nachteil sein "gegenüber einer programmorientierten Förderung mit vorgegebenem Schwerpunkt", heißt es in der Stellungnahme. Weitere wichtige Elemente der Krisenbewältigung sind laut der DFG-Kommission die nationale und internationale Vernetzung und die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Forschung und Fördergelder dürften nicht langfristig ausschließlich auf die Covid-Forschung ausgerichtet sein, da Wissen für andere noch unvorhersehbare Krisen aufgebaut werden müsse. Allerdings müssten die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie weiter erforscht werden, da auch diese in die Vorbereitung auf künftige Pandemien einfließen sollten.

Digitalisierung für Resilienz des Wissenschaftssystems

Handlungsbedarf sieht die DFG-Kommission auch im Bereich Digitalisierung und Kommunikation: So müsse die digitale Infrastruktur des Wissenschaftssystems gestärkt werden, um seine Widerstandfähigkeit zu erhöhen. Auch der Zugang zu und die Verknüpfung von Daten müsse verbessert werden – etwa zu Datensätzen der öffentlichen Verwaltung. Um neues Wissen zu zeitkritischen Themen schneller zugänglich zu machen, sollten Vorab-Publikationen stärker etabliert werden. Dabei müsste aber vor allem in der Kommunikation durch Politiker deutlich erkennbar sein, was bewiesene Erkenntnisse und was noch Vermutungen seien.

Forschende müssten ihre Medienkompetenz verbessern, benötigten dazu aber auch Ressourcen und Qualifizierungsangebote. Auch sollten ihre Institutionen sie unterstützen, vor allem bei Angriffen auf die Person und Arbeit des oder der Forschenden. Für eine bessere Wissenschaftskommunikation müssen demnach aber auch Journalistinnen und Journalisten die Arbeitsprozesse in der Wissenschaft besser kennen. Zudem brauche die wissenschaftliche Politikberatung mehr Struktur: Gremien und Kommissionen mit transparenten Abläufen und Besetzungsprozessen.

Um zu verhindern, dass während einer Pandemie auftretende Mehrbelastungen durch wegfallende Strukturen für die Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen ungleich verteilt werden und dies die wissenschaftliche Produktivität von insbesondere Wissenschaftlerinnen in frühen Karrierephasen einschränkt, sollten Fördermaßnahmen überprüft werden, die Chancengleichheit zum Ziel haben.

Die aktuelle Stellungnahme ist die fünfte größere Veröffentlichung der Interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung der DFG. Bisherige Veröffentlichungen umfassen ein Dossier zur Corona-Schutzimpfung, ein Positionspapier zur Aerosolforschung und Stellungnahmen zum Handlungsbedarf bei Daten aus der Gesundheitsforschung und zu Long-Covid. Das Gremium wurde im Juni 2020 für ursprünglich zwei Jahre eingesetzt und inzwischen bis Ende 2023 verlängert. Mitglieder der interdisziplinären Kommission sind Expertinnen und Experten der Immunologie, Gesundheitsforschung, Bildungsforschung, Wirtschaftswissenschaften, Recht und weiteren Bereichen.

cpy