Maus schaut aus Karton
picture alliance/Shotshop

Tierexperimentelle Forschung
DFG will Tierversuche nicht abschaffen

Tierversuche sind für die Forschung essenziell, betont die DFG. Bei der Suche nach Alternativen gebe es einiges zu bedenken.

08.08.2022

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Rahmenbedingungen formuliert, mit denen aus ihrer Sicht die hohen Ansprüche an die Qualität der biomedizinischen Forschung mit den ethischen und rechtlichen Anforderungen an den Tierschutz vereinbar sind. Statt zu versuchen, Tierversuche abzuschaffen, müsse die Politik beide Ziele – hochwertige Forschung und Tierschutz – ressortübergreifend zusammen angehen, um diese in der Gesetzgebung und in nachfolgenden exekutiven Schritten künftig besser zu verknüpfen und administrative Hürden abzubauen, mahnt die Förderorganisation.

Laut einem am Donnerstag veröffentlichten Thesenpapier der Ständigen Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der DFG müssen Tierversuche in der Forschung über die grundgesetzlich verankerte Wissenschaftsfreiheit generell weiterhin möglich sein, um medizinischen Fortschritt zu gewährleisten. Forschende müssten in ihrer Methodenwahl auch in Zukunft frei sein. Nach strenger ethischer Abwägung und wenn keine anderen tierfreien Methoden zur Verfügung stehen, sollen sie laut DFG auch Tierversuche durchführen dürfen. Diese blieben "auf absehbare Zeit unverzichtbar" für die Forschung.

Hintergrund der Positionierung der DFG sind Bestrebungen in Politik und Gesellschaft, einen EU-weiten Ausstieg aus Tierversuchen voranzutreiben. Die DFG lehnt ein grundsätzliches Verbot von Tierversuchen ab, weil es das Innovationspotenzial in Deutschland schwäche. In der Folge würden Deutschland und die EU abhängiger von Innovationen außereuropäischer Standorte, wo weiterhin Tierversuche erlaubt sind, was die Souveränität und Selbstständigkeit verringere. Zudem könne man den Tierschutz dann nicht länger kontrollieren.

Forschung ohne Tierversuche nicht immer sinnvoll

In den letzten Jahren wurden öffentlich zunehmend tierversuchsfreie Alternativmethoden gefordert. Solche Alternativen sollen zwar entwickelt und gefördert werden, findet die DFG, jedoch müsse dabei immer die jeweilige Forschungsfrage und die wissenschaftliche Aussagekraft der gewählten Methoden im Fokus stehen.

Das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren, ein Teil des Bundesinstituts für Risikobewertung, hatte in einem Bericht vergangenes Jahr die gesunkene Zahl der Versuchtiere mit einem stärkeren Engagement für Tierschutz begründet. Dem widerspricht das DFG-Papier: Die reine Zahl der Versuchstiere sage nichts über den Umgang mit den Tieren und deren Schutz aus. Statt einseitig auf Alternativmethoden (Replacement) zu setzen, solle man beim bewährten 3R-Prinzip (Replacement, Reduction, Refinement) bleiben, das Tierversuche differenzierter optimiere, etwa zusätzlich über bessere Haltungs- und Versuchsbedingungen.

Wozu braucht die Forschung Versuchstiere?

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen informiert seit 2015 auf der Plattform "Tierversuche verstehen" über die Hintergründe des Einsatzes von Tieren in der Forschung.

ckr