Das Foto zeigt einen Arzt an einem Gerät für die Augenuntersuchung.
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Ärztemangel
Frankreich will Numerus Clausus für Medizin abschaffen

Auch in Frankreich fehlen Ärzte für ländliche Regionen. Um das Problem zu lösen, wählt man dort eine radikale Lösung.

20.03.2019

Frankreich will den Numerus Clausus für Medizinstudenten abschaffen. Die Pariser Nationalversammlung billigte am Dienstag in erster Lesung einen entsprechenden Gesetzentwurf, über den nun der Senat beraten muss. Die Abgeordneten votierten mit 74 zu 4 Stimmen dafür, dass die Zugangsbeschränkung für das Medizinstudium ab dem Jahr 2020 wegfällt.

Diese Reform werde eine größere Vielfalt an Profilen unter den Studenten fördern, Brücken zwischen den Studiengängen bauen und die Erhöhung der Studentenzahl fördern, teilte Gesundheitsministerin Agnès Buzyn mit. "Das Abschaffen des Numerus Clausus ist eine Maßnahme des gesunden Menschenverstands", schrieb sie auf Twitter.

"Der gesamte Prozess wird anspruchsvoll und selektiv bleiben, um ein hohes Maß an Kompetenz für zukünftige Angehörige des Gesundheitswesens zu gewährleisten", heißt es in dem Gesetzentwurf über das Auswahlverfahren zum Studium. Betroffen sind unter anderem die Studiengänge Medizin, Pharmazie und Zahnheilkunde.

Ziel sei es, die Zahl der ausgebildeten Ärzte um 20 Prozent zu erhöhen und so mehr Ärzte in die ländlichen Regionen zu bringen. Anders als bisher sollen Universitäten selbst entscheiden können, wie viele Studierende sie aufnehmen und nach welchen Kriterien sie das entscheiden, teilte eine Sprecherin gegenüber Forschung & Lehre mit. Wie Hochschulen das finanzieren können, sei noch nicht diskutiert worden. Nach dem Entwurf der Nationalversammlung sollen die neuen Regeln ab 2020 gelten.

In Deutschland gehören Medizin, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie zu den Fächern mit einer zentralen Studienplatzvergabe. Wer Arzt werden möchte, braucht sehr gute Schulnoten und muss oft trotzdem mit Wartesemestern rechnen.

Das Bundesverfassungsgerichts hatte 2018 entschieden, dass die Studienplatzvergabe im Fach Medizin eine teilweise Neuordnung erfordere. Bund und Länder müssen bis zum 31. Dezember 2019 Vorgaben erlassen, die die Auswahlkriterien neben der Abiturnote neu regeln. Insbesondere die Bedeutung der Ortspräferenz bei der Studienplatzwahl müsse relativiert wie auch länderspezifische Unterschiede bei den Abiturnoten ausgeglichen werden.

dpa/gri/kas