Das Foto zeigt den britischen Premierminister Boris Johnson am 24. Dezember berichtet über Details des Brexitabkommens.
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Brexit
Großbritannien verlässt Erasmus-Programm

Nach mehrjährigen Verhandlungen haben europäische und britische Unterhändler einen Brexitvertrag beschlossen. Für Studierende keine gute Nachricht.

25.12.2020

Nach mehr als 30 Jahren steigt Großbritannien im Zuge des Post-Brexit-Abkommens aus dem europäischen Erasmus-Programm für Studierende aus. Es habe sich dabei um eine "schwierige Entscheidung" gehandelt, sagte der britische Premierminister Boris Johnson nach der Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen London und Brüssel. Das Programm sei für sein Land jedoch "extrem teuer", begründete Johnson den Schritt. Das berichtet das Nachrichtenportal "n-tv" unter Berufung auf den noch nicht veröffentlichten gestern ausgehandelten Brexit-Vertrag. Der Vertrag muss noch in diesem Jahr von allen EU-Staaten und dem britischen Parlament formell beschlossen werden.

Premierminister Boris Johnson kündigte demnach zugleich ein Ersatzprogramm an, das nach dem britischen Computerpionier Alan Turing benannt werden soll. Damit wolle er es britischen Studierenden ermöglichen, an den "besten Universitäten" der Welt und nicht nur in Europa zu lernen. Für die derzeit knapp 150.000 an britischen Hochschulen eingeschriebenen Studierenden aus EU-Staaten dürfte der Auslandsaufenthalt an Universitäten im Vereinigten Königreich laut Medienbericht dagegen teurer und schwieriger werden.

Laut der britischen Zeitung "The Guardian" wird das neue Programm keine Mittel für Studierende bereitstellen, die ins Vereinigte Königreich kommen, wie es Erasmus bisher getan habe. Dies bedeute, dass Großbritannien etwa 200 Millionen Pfund pro Jahr durch den Ausstieg verlieren werde.

EU-Chefunterhändler Michel Barnier bedauerte laut "n-tv" den Rückzug des Vereinigten Königreichs aus dem Erasmus-Programm. Er forderte die Regierung in London auf, zügig "Klarheit" über sein Alternativprogramm zu schaffen. Großbritannien war seit 1987 Teil von Erasmus.

Vivienne Stern, Direktorin der Vereinigung "Universities UK International", sagte laut "Guardian", es sei außerordentlich enttäuschend, nicht mehr am Erasmus-Programm beteiligt zu sein, aber nicht überraschend. Es sei verständlich, dass die EU-Kommission nicht alle Kosten tragen wollte.

Laut Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nimmt Großbritannien weiter an fünf EU-Programmen teil. Dazu gehöre das Forschungsprogramm Horizon Europe, das Forschungs- und Ausbildungsprogramm der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom), das Kernfusionsreaktorprojekt Iter, das Erdbeobachtungssystem Copernicus sowie das Satellitenüberwachungssystem SST. Dafür müsse sich London auch weiter an der Finanzierung beteiligen.

gri