Das Foto zeigt das Jacob- und Wilhelm-Grimm-Zentrum, Bibliothek, Humboldt Universität, Berlin
dpa

DEAL-Verhandlungen
HRK: Forderungen von Elsevier "inakzeptabel"

Monatelang haben Wissenschaftsorganisationen mit dem Elsevier-Verlag über Lizenzverträge für Bibliotheken verhandelt. Nun der Verhandlungsstopp.

05.07.2018

"Die überhöhten Forderungen des Verlags Elsevier haben uns gezwungen, die Verhandlungen des Projekts DEAL der Allianz der Wissenschaftsorganisationen mit dem Verlag zu unterbrechen." Das sagte der Verhandlungsführer und Sprecher des DEAL-Lenkungsausschusses, Professor Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), in Bonn, wo in dieser Woche das letzte Gespräch stattgefunden hatte.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen wolle in den derzeit laufenden Verhandlungen mit den drei größten wissenschaftlichen Verlagen zu einem zukunftsfähigen Modell des Publizierens und Lesens wissenschaftlicher Literatur kommen. Ziel sei zum einen ein Ende der für die Bibliotheken "ruinösen Preisentwicklung" bei den wissenschaftlichen Zeitschriften. Zum anderen wolle man Open Access fördern, also im Kern die Ergebnisse öffentlich finanzierter Forschung frei zugänglich machen. Die Verlage können nach Ansicht der Allianz dabei eine wesentliche Rolle spielen.

Ein nachhaltiges "Publish&Read-Modell" notwendig

"Wir wollen ein nachhaltiges "Publish&Read-Modell", also eine faire Bezahlung für die Publikation und dann eine freie Verfügbarkeit für die Leser. Elsevier ist aber weiterhin in Bezug auf einen deutschlandweiten Vertrag nach diesem Modell nicht bereit, einen wissenschaftsadäquaten Leistungsumfang unter den Grundsätzen des Open Access anzubieten, der nachhaltig finanzierbar ist", sagte Hippler.

Die vorangegangenen mehrmonatigen Verhandlungen über die Implementierung einer deutschlandweiten Publish&Read-Lizenz haben weltweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Zahlreiche namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten seit Oktober 2017 ihre Herausgeberschaft für Elsevier niedergelegt, um die DEAL-Verhandlungen zu unterstützen. Zudem hatten Ende 2016 bzw. 2017 rund 200 wissenschaftliche Einrichtungen ihre Lizenzverträge mit Elsevier nicht verlängert. Für diese Einrichtungen wollte der Verlag nun die Fortführung der Verträge verhandeln, um zumindest einen Teil des verlorengegangenen Umsatzes zu sichern.

Eine Übergangslösung für die zweite Jahreshälfte 2018 ist nach Ansicht Hipplers für die wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland nur dann zielführend, wenn mit Elsevier eine grundsätzliche Einigung über die Rahmenbedingungen eines künftigen Publish&Read-Vertrags hergestellt werden kann. Das sei nach aktuellem Stand jedoch nicht gegeben.

Die DEAL-Gruppe blicke dennoch "gelassen" in die Zukunft. Für den Fall, dass Elsevier die Zugänge der Einrichtungen, die sich im vertragslosen Zustand befinden, nun abschalte, seien entsprechende Vorkehrungen getroffen worden.

Das Projekt DEAL wurde von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen ins Leben gerufen. Im Rahmen des Projekts sollen bundesweite Lizenzverträge für das gesamte Portfolio elektronischer Zeitschriften großer Wissenschaftsverlage abgeschlossen werden.

gri