Jens Brandenburg (FDP, l-r), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Katharina Günther-Wünsch (CDU), Senatorin für Bildung, Jugend und Familie in Berlin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Lewalter, Nationale PISA-Projektleiterin, und Francesco Avvisati, Ko-Autor der PISA-Studie, halten bei der Vorstellung der Pisa-Studie 2022 in der Bundespressekonferenz Exemplare der Studie.
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Pisa-Studie
Minister wollen Lehrberuf attraktiver machen

Das deutsche Bildungssystem kämpft mit den schlechten Pisa-Ergebnissen. Nun reagiert die Kultusministerkonferenz.

11.12.2023

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat auf die PISA-Ergebnisse reagiert und "die Dringlichkeit betont, die Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern zu stärken, insbesondere durch frühzeitige gezielte Sprachförderung", so Katharina Günther-Wünsch, die KMK-Präsidentin und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Entsprechend legte die KMK am Freitag bei ihrem Treffen in Berlin einen Beschluss mit konkreten Maßnahmen dafür vor. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch die Neugestaltung des Lehrerberufs.

Dabei bekommt die KMK Hilfe von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), welche ein Gutachten präsentierte, dass die Lehrerausbildung in den Fokus rückt und darauf abzielt, dass er wieder beliebter wird. Zwar hätten Universitäten in den vergangenen Jahren einige Maßnahmen zur Studieninformation und zur Sicherung des Studienerfolgs ergriffen, heißt es im Gutachten. Die Nachfrage sei aber gering und es bestünden hohe Schwundquoten. Um den Weg ins Lehramt attraktiver zu gestalten, sollen Abiturienten laut Gutachten etwa direkt angesprochen werden, möglicherweise mit einer bundesweiten Werbekampagne. Außerdem sollten die Zulassungsbeschränkungen für Mangelfächer, zu denen Mathematik, Chemie, Physik, Musik und Kunst zählen, abgeschafft und mehr Studienplätze für sie geschaffen werden. Für Quereinsteiger sollte vorerst ein Masterstudiengang nach dem Vorbild der Berliner Universitäten etabliert werden, langfristig soll der Bedarf über Lehrkräfte aus dem Fach abgedeckt werden. 

Darüber hinaus sei es laut SWK wichtig, den "Praxis-Schock" zu minimieren und Studierende besser auf den Arbeitsalltag vorzubereiten. Dazu zähle auch, so SWK, dass sie sich Fachwissen hinsichtlich Inklusion, Digitalisierung und Sprachbildung aneignen. Eventuell könnte dann auch das Referendariat auf ein Jahr verkürzt werden. Dem dualen Lehramtsstudium, das sich aufgrund des Lehrkräftemangels in Großstädten wie Berlin schon etabliert habe, steht die SWK sehr kritisch gegenüber. Ihre Befürchtung: Studierende könnten Unterricht abhalten, bevor sie die notwendigen Fähigkeiten erworben haben. Zudem befürchtet sie, dass Abiturientinnen und Abiturienten, die ein reines Studium anstreben, sich eher abwenden könnten. 

Lernerfolg hängt von Kompetenzen der Lehrkräfte ab 

Der Lehrermangel ist eines der aktuell brennendsten Themen in der deutschen Bildungspolitik und spielt eine Schlüsselrolle bei der am vergangenen Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichten Pisa-Studie. Diese hatte gezeigt, wie sehr die Leistungen der deutschen Jugendlichen abgerutscht sind. "Aus internationalen Studien wissen wir, dass die Kompetenzen der Lehrkräfte entscheidend sind für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler", sagte Felicitas Thiel, Co-Vorsitzende der SWK und Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklungsforschung an der Freien Universität Berlin der Deutschen Presse Agentur (dpa). Die schlechten Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland seien besorgniserregend. 

Die KMK schlägt vor, insbesondere grundlegende Kompetenzen zu stärken. Dazu gehörten die Vermittlung sicherer deutscher Sprachkenntnisse von der frühkindlichen Bildung an, sowie die Überprüfung der Konzepte des Unterrichts von Deutsch als Zweitsprache. "Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund benötigen dabei besondere Unterstützung", so Günther-Wünsch in der KMK-Pressemitteilung. Um Kinder aus Risikolagen, welche die Mindeststandards nach Klasse vier und neun nicht erreichen, gezielt zu fördern, solle das Startchancen-Programm schnellstmöglich umgesetzt werden. Wichtig sei zudem, dass digitale Instrumente zielgenau eingesetzt werden, weswegen die Digitalisierung des Systems Schule priorisiert und beschleunigt werden müsse. Alle Bundesländer sollen sich außerdem an deutschen und internationalen Vergleichsstudien beteiligen.

kfi