Ein Foto des Pisa-Berichts 2022
picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Bildungsforscher
Auswege aus dem Pisa-Debakel

Aufgrund der schlechten Schulleistungen in Deutschland überlegen Wissenschaft und Politik, wie es in Zukunft besser laufen könnte.

06.12.2023

Das schlechte Abschneiden deutscher Jugendlicher in der diesjährigen Pisa-Studie ist mit Sorge aufgenommen worden. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag bekanntgab, erzielten Schülerinnen und Schüler das schlechteste Ergebnis für Deutschland seit Studienbeginn – sowohl bei Mathematik und Naturwissenschaften als auch beim Lesen.

Bildungsforschende ziehen nun Schlüsse aus den Ergebnissen: Priorisierung der Fördermittelvergabe, Basiskompetenzen stärker fördern und Schulen und Lehrkräfte besser ausstatten. Der Sparkurs der Bundesregierung solle ein Ende haben. Außerdem reiche das bundesweite Startchancen-Programm allein nicht aus. Es müsse gezielter gefördert werden.

 "Meines Erachtens kommt es sehr stark darauf an, nicht mit der Gießkanne auszuschütten, sondern dort, wo es am wichtigsten sei", sagt Bildungsforscher Olaf Köller gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Köller, vom Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, ist selbst Teil des deutschen Pisa-Teams: "Es wird darauf ankommen, die Schulen mit den Schülerinnen und Schülern zu identifizieren, die besonders hohen Förderbedarf haben und wenn die Ressourcen knapp sind, muss man priorisieren."

Startchance-Programm müsse erweitert werden

Als eine zentrale Aufgabe sieht er zudem Basiskompetenzen wie Lesen stärker zu fördern. "Das wird das Startchancen-Programm der Bundesregierung nicht lösen können, denn da geht es viel um Schulbau oder Schulsanierung und auch um Schulsozialarbeit", sagte Köller der dpa. 

Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken forderte Anpassungen beim Startchancen-Programm. Mithilfe von ihm sollen 4000 Schulen in schwierigen Lagen in den kommenden Jahren spezielle staatliche Förderung in Milliardenhöhe bekommen. "Das Startchancen-Programm der Bundesregierung, das im Herbst starten soll, ist ein guter Ansatz, muss aber wesentlich breiter angelegt werden", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Denn es gäbe zu viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Abschluss. Außerdem habe die Politik es verpasst hat, Lehrkräfte angemessen auszubilden und Schulen angebracht auszustatten, so der Deutsche Philologenverband gegenüber RND. "Die Sparpolitik in vielen Bundesländern fällt uns jetzt auf die Füße", so Verbandschefin Susanne Lin-Klitzing.

kfi/dpa