Der Campus des Oxford College in England mit einigen Studierenden.
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Haushalt
Neue Ideen für Englands Finanzierung der Hochschulen

Die englischen Hochschulen leiden unter Geldnot. Im Wahljahr wird heiß diskutiert, wer zukünftig die Hauptlast der Kosten tragen soll.

08.01.2024

2006 wurden in England, begleitend zur öffentlichen Finanzierung, seitens der sozialdemokratischen Labour-Regierung Tony Blairs Studiengebühren eingeführt. Die Gebühren, die von den inländischen Studierenden erbracht werden müssen, haben sich seither laut “Times Higher Education“ (THE) vervielfacht. Vor allem stiegen sie ab 2012 unter konservativer Regierung der Tories erheblich an. Die anfänglich 3.000 Pfund pro Person wurden 2017 schließlich zum Schutz vor individueller Überlastung auf einem Niveau von 9.250 Euro eingefroren. Laut OECD sind das die weltweit höchsten Studiengebühren. Auf eine weitere Erhöhung musste die konservative Regierung bislang aufgrund der Covid-19-Pandemie und erheblich gestiegener Lebenshaltungskosten bis auf weiteres verzichten. 

Wer profitiert, soll zahlen 

Laut THE positionierte sich Dame Sally Mapstone, die Präsidentin von Universities UK (UUK), kürzlich mit der Meinung, dass außer Staat und Studierenden auch die Arbeitgeberseite an den Hochschulbildungskosten beteiligt werden sollten: "das Verhältnis zwischen dem, was der Einzelne zahlt, dem, was die Regierung zahlt, und möglicherweise dem, was die Arbeitgeber beitragen" sei zu überdenken. Denkbar wäre laut UUK eine Erhöhung der Ausbildungsplatzsteuer zur Teilfinanzierung des Hochschulsektors. 

Eine weitere Idee zur Verhinderung einer Hochschul-Finanzkrise ist die sogenannte „Absolventensteuer“, die vor allem in der Labour-Partei vertreten wird. Diese solle sich am zukünftigen Erwerbseinkommen orientieren und bis zur Erreichung des Ruhestands bezahlt werden müssen. Seitens der UUK wird diese zusätzliche Steuer gemäß Aussagen gegenüber Times Higher Education abgelehnt. Der Hochschulbildungssektor sei strukturell staatlich unterfinanziert und diese De-Priorisierung der Lehre sei strategisch unklug. 

Politischer Wille zur Stärkung des tertiären Bildungssektors gefragt 

Mehrere Analysen, darunter eine des Bildungsministeriums, kamen bereits zu dem Ergebnis, dass Studierte und Graduierte unter den Beschäftigten einen stabilen Beitrag zum Produktivitätswachstum erbringen. Dieser direkte Nutzen der Hochschulbildung für die Gesellschaft und die Arbeitgebenden spiegelt sich derzeit nicht in der Verteilung der Kosten wider. Im internationalen Vergleich sind die Studienkosten in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark auf die Schultern der Studierenden abgewälzt worden. 

Bis jetzt ist zumindest seitens der Tories wenig politischer Wille erkennbar, dies zu ändern. Stattdessen werden offensichtlich Hochschulkonkurse in Kauf genommen. Sollte es 2024 zu einem Machtwechsel kommen, wäre die Labour-Partei aufgrund ihres sozialen Selbstverständnisses verstärkt daran interessiert, das Finanzierungssystem des tertiären Bildungssektors gänzlich zu überprüfen.

cva