Dozentin spricht in einem Hörsaal
picture alliance / Zoonar / Matej Kastelic

Vertretungen von Wissenschaft und Lehramt
Stärkung des Abiturs und hohe Standards in Lehrkräftebildung gefordert

Der Deutsche Philologenverband und der Deutsche Hochschulverband wollen künftig noch enger zusammenarbeiten. Das Ziel: hohe Bildungsstandards.

12.10.2023

Die Interessenvertretungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Lehrkräften in Deutschland wollen künftig noch enger kooperieren. Das gaben die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Professorin Susanne Lin-Klitzing und der Präsident des Deutschen Hochschulverbands (DHV), Professor Lambert Koch in einer gemeinsamen Erklärung am Donnerstag bekannt.

Lin-Klitzing und Koch betonten die Interessensüberschneidungen von DPhV und DHV. Dazu gehöre vor allem der Wille, sich auf politischer Ebene gemeinsam für die Qualitätssicherung des Abiturs und der Lehrerbildung in Deutschland einzusetzen. "Den Universitäten fehlen auf Dauer die Kapazitäten, um zu Beginn des Studiums in der nachholenden Stoffvermittlung Bildungsaufgaben der Schulen mit zu übernehmen", sagte der Präsident des DHV laut Erklärung.

Vergleichbar hohe Standards auf allen Qualifikationswegen

Der Standard des Abiturs müsse weiter steigen. Dafür sollte die Kultusministerkonferenz laut DPhV das unterschiedliche Anspruchsniveau der gymnasialen Oberstufen an den verschiedenen zum Abitur führenden Schularten neu kritisch in den Blick nimmt. "Es kann nicht länger sein, dass an den anderen zum Abitur führenden Schularten außer dem Gymnasium in den zwei Jahren gymnasialer Oberstufe für geringere Anforderungen bessere Noten vergeben werden. Zudem lehnen wir Regelungen der Kultusministerkonferenz ab, die ausschließlich der Notenhebung dienen", wird DPhV-Bundesvorsitzende Lin-Klitzing zitiert.

Dazu gehöre die Regelung, dass alle Abiturienten 20 Prozent ihrer schlechtesten Kursnoten aus der Abiturwertung herausnehmen. "Diese Regelung gehört einfach gestrichen, damit die Note und die dahinterstehende Leistung im richtigen Verhältnis stehen", fordert Lin-Klitzing. 

Hohe Abschlussnoten schürten laut dem DHV-Präsidenten falsche Hoffnungen und Erwartungen. Das führe bei einem Wechsel an die Hochschule zu Frustration und Enttäuschung. "Über alle Bildungseinrichtungen hinweg – von den Schulen bis zu den Hochschulen – muss wieder eine Notensprache gefunden werden, die unter Ausschöpfung des Bewertungsspektrums die tatsächliche Leistungsfähigkeit angemessen widerspiegelt", sagte Koch laut Erklärung.

Lehramt: Qualitätssicherung auch bei Quer- oder Seiteneinstieg

Zu einer Stärkung des Abiturs gehört laut beider Verbände außerdem, dass die Qualität der Lehrkräftebildung auch bei einem Quer- oder Seiteneinstieg gehalten wird. Auch bei diesen Lehrkräften seien "eine anspruchsvolle, fachwissenschaftliche wie fachdidaktische und pädagogische Nachqualifikation an lehrerbildenden Universitäten und Hochschulen auf Basis eines Masterabschlusses oder Staatsexamens sowie eine Begleitung durch die Studienseminare unverzichtbar".

Lin-Klitzing und Koch forderten, dass Vertreterinnen und Vertreter der Universitäten und Wissenschaftlerverbände bei Themen wie der Qualität von Abitur und Lehrkräfteausbildung enger in die Arbeit der Kultusministerkonferenz einbezogen werden müssten.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrerbildung. Der Verband hat zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) ist die bundesweite Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit über 33.000 Mitgliedern. 

kas