Ein Mädchen sitzt in der Schule an einem Tablet
picture alliance/dpa | Soeren Stache

Bundesprogramm läuft aus
Philologen-Verband warnt vor Ende des Digitalpakts

Zwei Bundesprogramme zur Lehrerbildung und Technikfinanzierung stehen vor dem Aus. Wo hakt es noch an deutschen Schulen?

08.09.2023

Der Deutsche Philologenverband hat das Ende zweier Bundesprogramme zur Finanzierung digitaler Technik an Schulen und zur Lehrerbildung an Hochschulen zum Jahresende kritisiert. Die Vorsitzende des Philologenverbandes, Professor Dr. Susanne Lin-Klitzing, forderte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) eine Fortsetzung sowohl des "Digitalpakts" als auch der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung". Das eine funktioniere nicht ohne das andere, sagte sie und verwies darauf, dass es beim "Digitalpakt" um die Verbesserung sinnvoller Digitalisierung an den Schulen gehe und bei der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" um die Qualifizierung der Lehrkräfte an Hochschulen in genau diesem Bereich.

Der "Digitalpakt" an Schulen endet im Frühjahr 2024. Die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung", über die der Bund an den Hochschulen Projekte zur Verbesserung der Lehrerbildung gefördert hat, läuft Ende 2023 aus. 

In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel angekündigt, gemeinsam mit den Ländern einen "Digitalpakt 2.0" mit einer Laufzeit bis 2030 auf den Weg zu bringen. Die Länder fordern einen nahtlosen Übergang, konkrete Pläne für den neuen Pakt liegen aber noch nicht vor, meldete die dpa Anfang August.

Digitalpakt: Nachbesserungsbedarf bei WLAN und Lehrkräftebildung

Am Beispiel Rheinland-Pfalz lässt sich sehen, wo es bei der Digitalisierung an Schulen noch hapert: Schlechte oder fehlende WLAN-Netze, zu wenig technische Hilfe in den Schulen und noch nicht ausreichend fitte Lehrkräfte. Die Ausstattung der rheinland-pfälzischen Schulen mit Laptops und Tablets gehe zwar voran, aber die Mängelliste von Schülerinnen und Schülern sowie den Bildungsverbänden ist lang, heißt es in einer Nachricht der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Vertreterinnen und Vertreter von Schülerinnen und Schülern weisen demnach auf mangelnde Qualität des WLAN-Empfangs an Schulen hin. Außerdem seien die zur Verfügung gestellten Tablets und Laptops oft so langsam, dass Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe ihre eigenen Geräte nutzten. Lehrkräfte stünden trotz Schulungen im Unterricht manchmal noch ratlos vor Whiteboards oder anderen technischen Geräten. 

Eine gute technische Ausstattung bedeute eben noch keine gelungene Digitalisierung, so Matthias Fehl, Sprecher des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) gegenüber der dpa. Das Thema Digitalisierung müsse mehr Raum in der Ausbildung der Lehrkräfte bekommen, damit diese die zur Verfügung stehenden Mittel pädagogisch sinnvoll im Unterricht einsetzen könnten. Dazu gehört laut Cornenlia Schwartz, Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, auch, dass digitale Medien nicht zu früh eingesetzt werden. Gleichzeitig gehörten auch in höheren Klassenstufen neben einem sinnvollen Medieneinsatz unbedingt auch längere Phasen ohne digitale Medien in den Unterricht, betonte die Landesvorsitzende. 

Wie geht es weiter mit dem Digitalpakt?

Nachgebessert werden müsse laut Fehl vom VBE auch bei der Verwaltung der Endgeräte. Ein besser ausgebauter Support sei nötig, damit die Wartung der Endgeräte gewährleistet sei und eventuelle technische Probleme zeitnah und unkompliziert behoben werden könnten. 

Der Bund stellt den Ländern zwar über den Digitalpakt hinaus Fördergelder zur Modernisierung der technischen Infrastruktur der Schulen zur Verfügung, aber die "Qualitätsoffensive Lehrerbildung", die an den Hochschulen angesiedelt ist, läuft erst einmal ersatzlos aus. 

Kritik kam aus der Opposition. Anfang August bezeichnete Thomas Jarzombek (CUD), bildungspolitischen Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, die geplante Fortsetzung des Förderprogramms "Digitalpakt Schule" zur digitalen Ausstattung der Einrichtungen als "bis heute eine komplette Leerstelle".

Probleme könnten sich vor allen Dingen bei der Finanzierung ergeben. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Stark-Watzinger (FDP) hatte zuletzt auf eine Festlegung in der Regierung verwiesen, wonach bei künftigen Unterstützungsmaßnahmen für die Länder - Schulen sind Ländersache - der Finanzierungsanteil des Bundes maximal 50 Prozent betragen dürfe. Beim Digitalpakt hatte der Bund bisher den Löwenanteil getragen, die Länder mussten zehn Prozent Eigenanteil beisteuern.

dpa/cle