Unterricht in einer Grundschule, ein Kind meldet sich
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Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
BTU startet duales Studium für Grundschullehramt

Ab Herbst beginnen in Senftenberg erste Studierende ihre Grundschullehrerausbildung. Die BTU setzt auf große Nähe zum Schulalltag.

24.07.2023

Die Vorbereitungen für das neue Lehramtsstudium an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) gehen in die Endphase. Für die vorerst 50 Studienplätze im Wintersemester 2023/24 sind über 200 Bewerbungen eingegangen. Zwei Drittel der Bewerbungen kämen aus der Region, berichtet der Vizepräsident der BTU, Professor Peer Schmidt, der Deutschen Presse-Agentur. Aber auch aus dem gesamten Bundesgebiet und aus dem Ausland kamen Bewerbungen.

Laut Schmidt hat das hohe Interesse "mit dem innovativen Ansatz unseres Studiengangs zu tun, den wir besonders praxisorientiert konzipiert haben". Die Studierenden gingen bereits ab ihrem ersten Semester an einem festen Tag pro Woche in die rund 100 Partnerschulen in der Region und hätten so von Beginn an Kontakt mit Schülerinnen und Schülern.

Ziel sei es, mit dem Konzept in der Region ein attraktives Studienangebot zu schaffen und ausgebildete Lehrkräfte in Südbrandenburg zu halten, so Schmidt. Wenn die BTU mit dem Konzept auch überregional punkten könne, stärke das die Region. Mit Senftenberg wird neben der Universität Potsdam ein zweiter Ausbildungsstandort für das Lehramt in Brandenburg geschaffen. Damit reagiert das Land auf den Lehrermangel. Für das kommende Schuljahr sind laut Bildungsministerium mindestens 1.800 zusätzliche Lehrkräfte im Land nötig.

Der erste Jahrgang Lehramtsstudierender beginne an der BTU mit der Fächerkombination Deutsch und Mathematik, im nächsten Jahr kämen weitere Fächer hinzu. An der BTU stünden dafür vorerst fünf Vertretungsprofessorinnen und -professoren in den Fächern Mathe, Deutsch und Englisch sowie Erziehungswissenschaft und Grundschulpädagogik bereit. Die regulären Stellen seien ausgeschrieben und sollen zum Wintersemester 2024/25 besetzt sein, so der Uni-Vizepräsident. Insgesamt sind zehn Professuren, dann auch in den Fächern Sachunterricht, Kunst, Musik und Sport, vorgesehen. Die Zahl der Studienplätze soll in einem zweiten Schritt auf 120 ausgebaut werden.

Duales Lehramtsstudium soll höheren Praxisanteil ermöglichen

Das duale Lehramtsstudium in Senftenberg soll Schule und Uni stärker verzahnen. Das hatten Lehrkräfte wiederholt gefordert. Hochschulwissensvermittlung allein reiche nicht. Praxisnähe im Referendariat komme viel zu spät, so die Lehrerinnen und Lehrer. Die anwendungs- und problemorientierte Ausbildung sei nicht ganz neu, erläutert Schmidt. Mit der dualen Grundschullehrerausbildung in Senftenberg solle der Ansatz aber von Beginn an noch mehr in den Fokus rücken. "Das bedeutet: Keine Frontalvorlesung ohne Bezug zur Schule, also keine reine Faktenvermittlung", macht er klar.

Der bildungstheoretische Hintergrund aus den Vorlesungen werde am nächsten Tag direkt mit in die Schule genommen. Die Studierenden könnten so Handlungsoptionen beispielsweise im Bereich der Demokratiebildung ausprobieren und anschließend mit ihren Kommilitonen diskutieren. "Man kann die Theorie somit von einem Tag auf den anderen überprüfen", erklärt Schmidt die Methodik. Das sei neu, schaffe einen Reflexionszyklus.

Für den Umgang mit Themen wie Rechtsextremismus an Schulen soll sich der Studiengang enger mit dem benachbarten Institut für soziale Arbeit verknüpfen, erläutert Schmidt. Pläne des Bildungsministeriums sehen die Stärkung der Schulsozialarbeit vor. Ansatz der BTU sei, so Schmidt, dass die Bereiche übergreifend arbeiten – für ein gleiches Vokabular an den Schulen und ein Denken in gleichen Dimensionen.

Ein duales Studium im Lehramt gibt es bundesweit bislang nicht. In Baden-Württemberg plant die Landesregierung, ein solches ab 2024 einzurichten, wie aus einem Bericht des Bildungsausschusses und regionalen Medienberichten von Ende April hervorgeht. Über die Details seien das Kultus- und das Wissenschaftsministerium des Landes noch in Verhandlungen.

dpa/ckr