Schild am Eingang am FAU-Campus an der Regensburger Straße mit der Aufschrift "Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg"
picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Deutsch-chinesische Wissenschaftsbeziehungen
Uni Erlangen setzt Zusammenarbeit mit chinesischen Stipendiaten aus

Die Uni Erlangen-Nürnberg lässt keine Studierenden mit einem chinesischen CSC-Stipendium mehr zu. Grund sei das Risiko der Wissenschaftsspionage.

21.07.2023

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat als erste deutsche Hochschule eine Kooperation mit ausgewählten chinesischen Studierenden beendet. Um in der veränderten politischen Landschaft das Risiko von Wissenschafts- und Industriespionage zu senken, lasse die Unileitung seit Anfang Juni keine neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten über das Chinese Scholarship Council (CSC) mehr zu, berichteten das Recherchenetzwerk "Correctiv" und "University World News" (UWN) vergangene Woche. Der Beschluss gelte auf unbestimmte Zeit. Die Angaben basierten auf einer internen Mitteilung des Präsidiums an die Mitarbeitenden der Hochschule.

Die FAU bestätigte am Montag die Angaben gegenüber "Forschung & Lehre", stellte jedoch klar, dass der Ausschluss nur für reine CSC-Stipendien gelte. Bei Personen, die ihr Studium "über Institutionen mit Reputation und Verankerung im demokratischen System" ko-finanzierten, sehe die FAU keine Gründe für eine Ablehnung.

Über ein gemeinsames Stipendium mit dem staatlichen chinesischen Spitzenstipendium CSC und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) halten oder hielten sich den Berichten zufolge chinesische Studierende an rund 30 deutschen Hochschulen auf, in sämtlichen Fachbereichen. Die FAU sei nun die erste deutsche Uni, die einige dieser Studierenden ausschließe. In diesem Jahr hätten bereits einzelne Universitäten in Schweden, Dänemark, den Niederlanden und den USA die Zusammenarbeit mit dem CSC-Programm aus verschiedenen Gründen ausgesetzt, so UWN. Das CSC fördere hauptsächlich ausländische Studierende in China, vergebe aber auch jährlich Tausende Stipendien an chinesische Doktoranden für ein Studium an Spitzenuniversitäten im Ausland.

Im März hatten "Correctiv" und die "Deutsche Welle" berichtet, dass sich CSC-geförderte Studierende gegenüber China vertraglich zu bedingungsloser Staatstreue, zu regelmäßigem Kontakt mit der chinesischen Botschaft und zur Rückkehr nach China verpflichten müssten. Bei Missachtung drohten ihnen hohe Strafen. Diese Verträge nannte die FAU mitunter als Begründung für ihre Entscheidung, weil sie die geltende Wissenschafts- und Meinungsfreiheit der Stipendiaten in Deutschland einschränkten. "Grundsätzlich geht es nicht darum, chinesische Studierende oder Promovierende generell auszuschließen", erklärte eine Sprecherin der Uni gegenüber "Forschung & Lehre". Allerdings sei ein individuellerer Bewerbungs- und Zulassungsprozess nötig, bei dem mehr Gewicht auf den Austausch mit der einzelnen Bewerberin oder dem einzelnen Bewerber gelegt werde.

In ihrer kürzlich vorgestellten China-Strategie legte die Bundesregierung nur vage Handlungsempfehlungen zum Umgang mit China in Wissenschaft und Forschung vor, riet Hochschulen aber zur Vorsicht. Die Ausgestaltung der deutsch-chinesischen Wissenschaftsbeziehungen bleibt also Aufgabe der Hochschulen.

aktualisiert am 24.07.2023, zuerst veröffentlicht am 21.07.2023

ckr