Stipendiaten der Alexander von Humboldt-Stiftung machen Selfies mit dem Bundespräsidenten Steinmeier
dpa

Wissenschaftlicher Austausch
Wie ausländische Forscher über Deutschland denken

Jedes Jahr fördert die Alexander von Humboldt-Stiftung Stipendiaten aus aller Welt. Ihre Meinung über Deutschland hat die Stiftung jetzt gesammelt.

25.09.2019

Von der Ausstattung der Hochschulen über die Arbeitsabläufe bis zur deutschen Kultur: Die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) hat sich bei ihren Stipendiaten umgehört, wie diese über ihren Forschungsaufenthalt in Deutschland denken. Über 1.800 Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland haben in den vergangenen sechs Jahren geantwortet.

Insgesamt kommt Deutschland bei ihnen gut weg. Besonders gelobt werden die wahrgenommene Wissenschaftsfreundlichkeit, Toleranz, Demokratie und Fortschrittlichkeit in Deutschland. Auch die Arbeitszeiten, Gleichberechtigung der Geschlechter und die Gastfreundlichkeit werden im internationalen Vergleich positiv bewertet. Kritik gibt es dagegen an Bürokratie, Sprachbarrieren und mangelnder sozialer Eingebundenheit im Alltag. Auch die Nachwuchsförderung wird weniger positiv bewertet, vor allem aus der Sicht von Stipendiaten, die aus den USA nach Deutschland kommen.

Vielschichtige und intransparente Karrierewege

"Wir dürfen froh sein über das viele Lob und die großen Stärken in der internationalen Standortkonkurrenz", kommentierte Professor Hans-Christian Pape, Präsident der Humboldt-Stiftung. "Die Kritik an Bürokratie und Nachwuchsperspektiven zeigen, wo der Musterschüler Deutschland dringend besser werden muss."

Der Weg, auf dem Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf meist zeitlich befristeten Stellen lehren und forschen, "scheint von vornherein limitiert und ist zudem häufig mit forschungsfernen Aufgaben erschwert", so Pape. Die Karrierewege an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen seien derart vielschichtig, dass sie sich Vielen nicht erschließen. Deren Stufen und Leistungskriterien seien oft nicht klar erkennbar. Die Tenure-Track-Professuren "sind eine richtiger und wichtiger Schritt" hin zu strukturierten und transparenten Karrierewegen, meint Pape.

Alle Antworten wurden anonymisiert ausgewertet. Mehr als 95 Prozent der Geförderten aus über 140 Ländern der letzten sechs Jahre nahmen an der Befragung teil. Die Ergebnisse spiegeln damit quantitativ ein repräsentatives Bild, das sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Stiftung von Deutschland machen. Einer Verzerrung durch eine positivere Bewertung aufgrund der Förderung über die AvH wurde mit der Anonymisierung reduziert.

kas/ckr