Das Wort "Russland" unter einer Glaskuppel.
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Sanktionen gegen Russland
Wie bewerten europäische Forschende die Sanktionen gegen Russland?

Seit über einem halben Jahr pausiert der wissenschaftliche Austausch mit russischen Institutionen. Wie stehen europäische Forschende dazu?

28.10.2022

Knapp zwei Drittel der europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an einer Umfrage des Onlinemagazins "Science Business" teilgenommen haben, gaben an, dass sie die aktuell geltenden wissenschaftlichen Sanktionen gegen Russland unterstützen. Diese wurden in Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern in der Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine beschlossen.
62 Prozent der Befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben demnach zugestimmt, dass "wissenschaftliche Beziehungen zu Russland sanktioniert" sein sollten. 25 Prozent haben dieser Aussage widersprochen, die restlichen 13 Prozent haben angegeben, unsicher zu sein. In diesen Angaben nicht berücksichtigt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Rahmen der Umfrage angegeben hatten, dass sie russischer oder ukrainischer Nationalität sind. Bei diesen seien die Antworten entsprechend ihrer Nationalität deutlich für oder gegen die Sanktionen gewesen: Von 78 ukrainischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern waren laut "Science Business" nur sechs gegen die Sanktionen, das sind knapp acht Prozent. Von zehn russischen Forschenden waren hingegen acht gegen die Sanktionen.

Für die meisten Befragten gehe es bei den Sanktionen um staatliche russische Akteure. Nur 37 Prozent aller Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben laut "Science Business" an, dass auch Projekte, die unter Beteiligung russischer Forschender durchgeführt werden, eingeschränkt werden sollten. 36 Prozent lehnten demnach den Austausch mit russischen Forschenden allgemein ab, etwa beim Teilen von Forschungsdaten und Ergebnissen. 32 Prozent stimmten zu, dass russische Forschungsergebnisse aus internationalen Wissenschaftsjournalen und Datenbanken ausgeschlossen sein sollten.

Nur wenige Tage und Wochen nach dessen Beginn hatten deutsche und internationale Wissenschaftsorganisationen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt und Sanktionen gegen den russischen Staat und russische Wissenschaftsinstitutionen ausgerufen. Davon betroffen ist allerdings nicht der persönliche Austausch mit russischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Die Ergebnisse stammen aus einer Umfrage, die "Science Business" ab Ende Juni anonym online durchgeführt hat. Die Umfrageergebnisse sind nicht statistisch repräsentativ. Insgesamt haben 419 Personen teilgenommen, darunter 240 Personen, die sich selbst als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifiziert haben.

cpy