Stapel an Zeitungen und Zeitschriften neben einem Laptop
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Wissenschaftsrat will Open Access als Standard

Wissenschaftliche Publikationen sollen frei zugänglich werden. Hochschulen müssten den Paradigmenwechsel antreiben, fordert der Wissenschaftsrat.

24.01.2022

Der Wissenschaftsrat setzt sich dafür ein, dass Publikationen standardmäßig Open Access veröffentlicht werden. Die Endfassungen (Version of Record) wissenschaftlicher Publikationen sollen künftig "sofort, dauerhaft, am ursprünglichen Publikationsort und unter einer offenen Lizenz (CC BY) frei verfügbar gemacht werden", erklärte der Wissenschaftsrat am Montag nach Abschluss seiner Wintersitzung. Das sei für den Fortschritt der Wissenschaft und für die Gesellschaft von großer Bedeutung. Die Begründung: Je schneller und breiter Forschungsergebnisse diskutiert werden, desto schneller könnten andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf aufbauen.

"Insbesondere die Hochschulleitungen sind aus Sicht des Wissenschaftsrats gefordert, sich an die Spitze der Transformation zu setzen", heißt es in der Mitteilung. Sie sollen etwa Vorbehalte gegen Open Access ausräumen und die Finanzierung der Publikationen neu regeln. Dafür sollen sie sich zunächst ein Gesamtbild ihrer Ausgaben verschaffen.

Finanzen im Pulikationswesen sollen neu geregelt werden

Technisch sei Open Access inzwischen problemlos umsetzbar, allerdings müssten die Zahlungsmodalitäten umgestellt werden. Die Publikationskosten müssen dabei aus Sicht des Wissenschaftsrats Teil der Forschungsfinanzierung werden. Gleichzeitig müssten gebührenfreie Publikationsmöglichkeiten ausgebaut werden.

Die mächtigen Verlage würden durch den Paradigmenwechsel hin zu Open Access zu Dienstleistern, die in Konkurrenz zu anderen Anbietern stünden, erklärte der Wissenschaftsrat. Für diesen Wettbewerb beim Publizieren solle die Allianz der Wissenschaftsorganisationen Qualitätsstandards und Leistungsstufen definieren. Das werde die Kosten des Publikationssystems transparenter und effizienter gestalten.

"Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen stärkt die Forschung, steigert die gesellschaftliche Rezeption und erhöht die Wirtschaftlichkeit", bilanzierte der Wissenschaftsrat. Bei wissenschaftlichen Zeitschriften soll die Transformation zu Open Access  "zeitnah vollständig erreicht werden". Für Sammelwerke, Monografien und Bücher gälten längere Zeiträume und gesonderte Regeln. "Mittelfristig" sollen wissenschaftliche Paper auch maschinenlesbar sein.

Wissenschaftsrat fordert Ausbau der Hochschulinfrastruktur

Außerdem hat der Wissenschaftsrat auf seiner Wintersitzung ein Positionspapier zum Hochschulbau verabschiedet. Die Hochschulen in Deutschland sind demnach auf eine geeignete Infrastruktur angewiesen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können, müssten derzeit aber einen bundesweiten Sanierungsstau in Höhe von rund 60 Milliarden Euro verkraften. Neben Reparaturen seien schnellstmöglich Umbaumaßnahmen und Modernisierungen notwendig, die beispielsweise aus veränderten Anforderungen an die Lehre und an Nachhaltigkeitsziele entstünden.

Der Stellenwert des Hochschulbaus in der Wissenschaftspolitik müsse steigen. Seine Organisation und die Finanzierung müssten dynamisch entwickelt, insgesamt jedoch effizienter werden. Hierbei solle geprüft werden, "welche Kooperationsmöglichkeiten von Bund und Ländern noch besser ausgeschöpft werden können", so der Wissenschaftsrat. Zudem sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende in die Planung von Renovierungen und Neubauten einbezogen werden.

ckr