Mehrere Fahrzeuge von Einsatzkräften fahren im Braunkohletagebau Garzweiler II.
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"Scientists for Future"
Wissenschaftler fordern Räumungs-Moratorium für Lützerath

Die Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Ortes Lützerath für den Kohleabbau läuft seit diesem Mittwoch. Wissenschaftler sind dagegen.

11.01.2023

Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben am Mittwoch den Stopp der Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen (NRW) gefordert. In einem von über 500 Personen unterzeichneten offenen Brief an NRWs Ministerpräsidenten Hendrik Wüst sowie die Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und den Innenminister Herbert Reul empfiehlt der Zusammenschluss "Scientists for Future" ein Räumungsmoratorium. Er halte es für seine Pflicht, "auf die Konsequenzen einer Räumung von Lützerath hinzuweisen".

In ihrem Schreiben führen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrere Gutachten an, die zu dem Schluss kommen, dass ein Abbau der Braunkohle unter dem Dorf für eine Versorgungssicherheit nicht nötig, "sondern politisch bestimmt" sei. "Vielmehr steht die Förderung und Verstromung dieser Kohle einer am Pariser Klimaabkommen und dem europäischen Klimagesetz ausgerichteten Energiepolitik entgegen", hieß es weiter. Ein Räumungsmoratorium würde nach ihrer Ansicht Zeit schaffen, um die Entscheidung zu überprüfen, und zudem die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimapolitik international – aber auch bei der jungen Generation – stärken.

Die Landesregierung NRW hingegen stützt sich auf andere Gutachten, denen zufolge die Kohle unter Lützerath für Deutschlands Energiesicherheit notwendig ist. Die von den Grünen geführten Wirtschaftsministerien im Bund und in NRW hatten im Oktober 2022 mit dem Energiekonzern RWE einen auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg vereinbart. Außerdem sollen fünf bereits weitgehend leerstehende Dörfer am Tagebau Garzweiler in der Nachbarschaft von Lützerath erhalten werden. Im Gegenzug soll das Dorf Lützerath, welches zum Gebiet der Stadt Erkelenz gehört, abgerissen und die darunter liegende Kohle gefördert werden. Seit Monaten leben dort in den leerstehenden Häusern Klimaaktivisten, die sich der Räumung entgegenstellen wollen. Seit dem Morgen des 11. Januar räumt die Polizei das Dorf, das aktuell von rund 700 Aktivistinnen und Aktivisten besetzt ist.

dpa/ckr