Gender Studies
Wissenschaftsrat: Nachholbedarf bei Geschlechter-Forschung
Bei der Geschlechterforschung ("Gender Studies") hat Deutschland im internationalen Vergleich noch Nachholbedarf, stellt Professor Wolfgang Wick, Vorsitzender des Wissenschaftsrats in einem digitalen Pressegespräch am Montag fest. In diesem stellte seine Organisation eine Standortbestimmung des Forschungsfelds in Deutschland mit Empfehlungen zur weiteren Entwicklung vor.
Geschlechterperspektiven sollten laut Wissenschaftsrat stärker in Forschung und Lehre integriert werden, vor allem in den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen sowie der Medizin. Auch in der außerhochschulischen Forschung gebe es noch großes Entwicklungspotenzial. In dieser sei die Befassung mit Themen der Geschlechterforschung noch "stark von den Interessen einzelner Forschender abhängig" so Professorin Margit Szöllösi-Janze, Leiterin der Arbeitsgruppe, die den Bericht verfasst hat. Die außerhochschulischen Einrichtungen könnten das Feld der Geschlechterforschung gezielt nutzen, um nationale und internationale Kooperationen zu gründen und das eigene Forschungsprogramm weiterzuentwickeln.
Wissenschaftsrat: Professuren in Geschlechterforschung ausbauen
Die deutsche Geschlechterforschung benötige verlässliche institutionelle Strukturen. Daher empfiehlt der Wissenschaftsrat, Professuren, die sich auf Fragen der Geschlechter beziehen, gerade in Fächern aus- und aufzubauen, in denen sie bislang wenig vertreten seien. Aktuell gibt es laut Bericht etwa 170 Professuren, die hauptsächlich oder teilweise in der Geschlechterforschung angesiedelt sind, keine davon allerdings im Saarland und in Sachsen. Außerdem müssten die hochschulischen Zentren mit auskömmlichen Finanzmitteln ausgestattet werden. Es brauche interdisziplinäre Zentren mit Fokus auf der Geschlechterforschung, um die internationale Sichtbarkeit zu erhöhen. Auch müssten Hochschulen ihre Forschenden und Studierenden besser als bisher vor personenbezogenen Angriffen aufgrund ihres Forschungsgebiets schützen, so der Wissenschaftsrat.
Das Forschungsfeld selbst sollte sich laut Bericht stärker für die Einwerbung von Drittmitteln und Verbundprojekten engagieren. Dadurch könnten sich Forschende leichter vernetzten und die Internationalisierung der Forschung intensivieren. Nur so könne das wichtige disziplinenübergreifende Forschungsfeld, das "für viele wissenschaftliche und gesellschaftliche Bereiche relevant" ist, gestärkt werden.
cpy
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