Portraitfoto von Pieter Duisenberg.
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Niederlande
Zu viele internationale Studierende

Die Vereinigung der niederländischen Universitäten fordert Hilfe von der Landesregierung: Zu viele Studierende gefährdeten die Qualität der Lehre.

18.02.2022

Universitätsleitungen in den Niederlanden haben die niederländische Regierung dazu aufgefordert, die Zahl internationaler Studierender zu beschränken, damit die Qualität der Lehre gesichert werden könne. Dazu habe die Vereinigung der Universitäten der Niederlande (Vereniging van Universiteiten, VSNU) dem niederländischen Unterhaus am 9. Februar 2022 drei Vorschläge unterbreitet, wie das Onlinemedium "University World News" (UWN) berichtet: Es müsse für jedes Studienprogramm eine Obergrenze an Studierenden festgelegt werden, die nicht aus dem europäischen Wirtschaftsraum stammten. Außerdem sei eine Quote nötig, um notfalls eine Flut an Bewerbungen im Einschreibungsverfahren zu verhindern. Ebenso forderte die VSNU eine Einschreibungsquote für alle englischsprachigen Studienabschlüsse.

Im Hochschuljahr 2021 bis 2022 seien insgesamt 340.000 Studierende an niederländischen Universitäten eingeschrieben. Dies entspreche einer Zunahme von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem ebenfalls schon acht Prozent mehr Studierende als 2019 bis 2020 eingeschrieben waren. Der Zuwachs sei darauf zurückzuführen, dass sich arbeitslose Niederländer während der Corona-Pandemie um neue Qualifikationen bemühten. Im Hochschuljahr 2021 bis 2022 seien aber auch 80.000 ausländische Studierende eingeschrieben, über 14 Prozent mehr als noch 2020 bis 2021. Drei Viertel dieser Studierenden käme aus der Europäischen Union (EU).

Hintergrund der steigenden Studierendenzahlen

Der Zuwachs an internationalen Studierenden erklärt laut der Universitätsvereinigung durch die Qualität der Ausbildung, die niedrigen Studiengebühren wie auch die steigende Zahl von englischsprachigen Studiengängen. Der Brexit, durch den britische Universitäten nun von europäischen Studierenden deutlich höhere Studiengebühren verlangten, könnte ein weiterer Faktor sein. Zudem seien niederländische Universitäten verpflichtet, alle internationalen Studierenden anzunehmen, die die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen.  

Gegenüber "UWN" habe der Präsident der VSNE Pieter Duisenberg berichtet, dass sich die Studierendenzahlen in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt hätten, während die Finanzierung dies nicht getan habe. Die niederländischen Hochschulen hätten ein Finanzierungsloch von über einer Milliarde Euro. Zusätzlich zu finanziellen Investments fordert Duisenberg neben der Möglichkeit die Anzahl internationaler Studierender zu begrenzen auch eine Entlastung der Universitätsangestellten sowie mehr Zeit und Geld für die Forschung.  

Während die VSNU die englischsprachigen Studiengänge hinsichtlich ihrer Studierendenzahlen begrenzen möchte, sollten ihre niederländischen Varianten ohne Obergrenze bleiben. Bei dem Treffen mit dem Unterhaus habe Bildungsminister Robbert Dijkgraaf Verständnis für die Probleme der Universitäten durch die Studierendenzahlen gezeigt. Er habe allerdings noch keine Entscheidung getroffen, um Abhilfe zu schaffen.

Eine Erhöhung der Studiengebühren für internationale Studierende sei Duisenberg zufolge keine Lösung, da Studierende aus dem Europäischen Wirtschaftsraum laut EU-Vertrag die gleichen Gebühren zahlen, wie niederländische Studierende.

cpy