Symbolbild für internationale Mobilität: Eine gemalte Welt mit Pfeilen und kleinen Figuren.
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Corona-Pandemie
Wie die Pandemie die Mobilität von Studierenden verändert

Die Zielländer internationaler Studierender haben unterschiedlich auf die Corona-Pandemie reagiert. Dies hat die Studierendenmobilität beeinflusst.

04.02.2022

Die Corona-Pandemie hat Auslandsaufenthalte zeitweise gänzlich verhindert und internationale Studierende teils davon abgehalten, an ihren Wunschuniversitäten zu studieren. Einige wichen auf andere Ziele aus. Doch haben sich die Ströme internationaler Studierender auf bleibende Weise verändert? Times Higher Education (THE) hat dazu Daten von fünf Nationen analysiert, die weltweit zu den Hauptzielländern gehören: Deutschland, Australien, Großbritannien, Kanada und die Vereinigte Staaten von Amerika.

Weltweit haben Hochschulen die Pandemie unterschiedlich zu spüren bekommen – die Rahmenbedingungen unterscheiden sich nach wie vor, etwa ob Einreisebeschränkungen auch für Studierende gelten oder nicht. Allgemein schließt "THE" aus den analysierten Daten, dass geringere Einschränkungen zu mehr internationalen Studierenden geführt haben. Weltweit haben sich die Zahlen internationaler Studierender im Studienjahr 2021-2022 demnach gegenüber dem Vorjahr erholt.

Geschlossene Grenzen und Offenheit gegenüber Studierenden

Australien hat Mitte Dezember 2021 die Grenzen für internationale Studierende nach fast zwei Jahren wieder geöffnet. Kurz vor dem Beginn des Unijahres könne dies zu spät gewesen sein, so dass sich ausländische Studieninteressierte bereits für andere Länder entschieden hätten, wie "THE" vermutet. Von den 260.000 Menschen, die ein gültiges Studierendenvisum für Australien hatten, hätte sich im November 2021 nur die Hälfte innerhalb des Landes aufgehalten, etwa weil diese Studierenden schon vor Beginn der Pandemie eingereist waren. Von den 120.000 chinesischen Studierenden, die die größte Gruppe der ausländischen Studierenden an australischen Universitäten ausmacht, seien sogar zwei Drittel außerhalb des Land gewesen. Durch die lange geschlossenen Grenzen hätten australische Universitäten vor allem kaum neue Studienanfängerinnen und Studienanfänger gewinnen können. Die australische Regierung versuche nun mit Visalockerungen und verbesserten Arbeitsrechten im Anschluss an ein Studium, Australien als Zielland für internationale Studierende wieder attraktiver zu machen.

Großbritannien sei im Unterschied dazu nie für internationale Studierende geschlossen gewesen, so dass deren Zahl nicht wie vermutet durch die Pandemie zurückgegangen ist. Für das Studienjahr 2021-2022 verzeichne Großbritannien mit 430.000 sogar die höchste Zahl Studierendenvisa, die jemals vergeben wurde. Allerdings veränderten sich die Herkunftsländer: Es kämen als Folge des Brexits und der veränderten Studiengebühren weniger Studierende aus dem EU-Ausland, deren Zahlen um etwa 56 Prozent für 2021-2022 zurückgegangen sind. Großbritannien bemühe sich stattdessen Studierende aus anderen Herkunftsländern verstärkt anzuwerben, etwa aus Indien oder Nigeria.

Fernlehre und Einreisebestimmungen

Anders als Großbritannien hätten sich die Vereinigten Staaten von Amerika noch nicht von eingebrochenen Zahlen internationaler Studierender erholt, auch wenn die Tendenz wieder nach oben zeige. Die Vereinigten Staaten gehörten zu den Ländern, die die Einreise internationaler Studierender in der Pandemie einschränkte. Die US-amerikanischen Daten von 2021 zeigten, dass 2021 etwa 35 Prozent der internationalen Studierenden nach wie vor nicht in den Vereinigten Staaten selbst studierten, sondern im Ausland. 2020 seien dies allerdings noch 53 Prozent gewesen.

Kanada hat 2021 laut "THE" mit 175.000 doppelt so viele Studierendenvisa erteilt wie im Jahr 2020 (2019 waren es 280.000). Allerdings habe Kanada ähnlich wie Großbritannien und im Unterschied zu Australien und den USA Visagenehmigungen auch nicht komplett gestoppt. Allerdings haben sich die Bewerbungen um Studierendenvisa in Kanada Anfang 2021 aufgestaut, was zu längeren Bearbeitungszeiten geführt habe und Studierende bewogen haben könnte, sich doch für andere Länder zu entscheiden.

Auch Deutschland sei als Ziel internationaler Studierender nicht zu unterschätzen, so "THE". 2019 haben demnach mehr als 330.000 internationale Studierende an deutschen Universitäten studiert – mehr als in Kanada. In den letzten zehn Jahren hätte sich dieser Anteil nach und nach gesteigert. Dieser Wachstumstrend sei nicht sonderlich durch die Pandemie beeinflusst worden: Die erteilten Aufenthaltsgenehmigungen zeigten, dass etwa Studierende aus Indien während der Pandemie weiter nach Deutschland kamen, während chinesische Studierende 13 Prozent weniger Aufenthaltsgenehmigungen beantragten. Die relativ stabilen Zahlen bei den Einschreibungen seien darauf zurückzuführen, dass Deutschland keine Einreiseeinschränkungen für internationale Studierende einführte, anders als die USA oder Australien.

Der weltweit wichtigste Trend als Folge der Pandemie sei aber die breitere Bereitschaft zur digitalen und hybriden Lehre, die vorher sowohl von Studierenden als auch den Hochschulen eher abgelehnt wurden. Daher sei es wichtig zu beobachten, wie viele der Studierenden Auslandserfahrungen künftig auf weniger traditionellen Wegen erwerben. Als Langzeitfolge der Pandemie könnten sich laut "THE" neue Formen der transnationalen Ausbildung verbreiteten.

Der Bericht berücksichtigt Daten zu Studierendenmobilität, wie etwa die Anzahl ausgestellter Studienvisa, ebenso wie Branchenumfragen und die Angaben einzelner Universitäten.

cpy