Symbolbild für Recht und Gerechtigkeit in Marokko: Gerichtshammer und Statue der Justitia vor marokkanischer Flagge.
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Marokko
Gute Noten gegen Sex: Professor verurteilt

Fünf marokkanische Professoren stehen wegen sexueller Belästigung vor Gericht. Der erste von ihnen wurde nun zu zwei Jahren Haft verurteilt.

13.01.2022

Ein Hochschulskandal beschäftigt Marokko. Fünf Professoren wird vorgeworfen, gute Noten gegen Sex vergeben zu haben, und wurden dafür Anfang Dezember angeklagt. Das erste Urteil steht nun fest: Einer der Professoren wurde am Mittwoch zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der Professor, der Wirtschaftswissenschaften an der Hassan I Universität lehrt, wurde von einem marokkanischen Gericht des "unanständigen Verhaltens", der "Gewalt" und der "sexuellen Belästigung" für schuldig befunden. Es sei erwiesen, dass er gute Noten im Tausch mit Geschlechtsverkehr vergeben habe. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen ist der Dekan der betroffenen Fakultät zurückgetreten, wie internationale Medien berichten.

Die weiteren vier Professoren sollen demnach am Donnerstag wieder vor Gericht erscheinen. Eine der Klägerinnen habe gegen eine Entschädigung in Höhe von 70.000 Dirham (6.640 Euro) auf weitere rechtliche Schritte verzichtet.

Laut lokalen Medienberichten sind im Kontext des Skandals weitere Missbrauchsfälle an anderen marokkanischen Hochschulen bekanntgeworden, wo Lehrende sexuelle Handlungen von Studentinnen im Austausch gegen gute Noten gefordert haben sollen. Die nun vor Gericht stehenden Fälle seien publik geworden, nachdem der Nachrichtenaustausch zwischen einem der angeklagten Professoren und seinen Studentinnen in sozialen Medien veröffentlich worden sei, wie die "BBC" berichtet.

Der Nahost-Experte der "BBC" Sebastian Usher hob die besondere Bedeutung der aktuellen Gerichtsverhandlungen hervor. Bei ähnlichen Fällen, die in der Vergangenheit an die Öffentlichkeit gerieten, seien meist keine offiziellen Beschwerden eingereicht worden, sodass es auch keine rechtlichen Konsequenzen gegeben habe. Frauenrechtsgruppen zufolge ist dies ein alltägliches Phänomen in Marokko, dass Opfer ihre mutmaßlichen Peniger aus Angst vor persönlichen Konsequenzen nicht anzeigen. Sie fürchten beispielsweise die Schädigung des eigenen Rufs oder des Ansehens der Familie.

Sexuelle Belästigung ist in Marokko erst seit 2018 strafbar, als das Land ein entsprechendes Gesetz zum Schutz von Frauen vor Gewalt eingeführt hat. Allerdings wird dieses laut Berichten bis heute nicht immer durchgesetzt. Bereits bei der Einführung des Gesetzes hatten Frauenrechtsaktivistinnen gegenüber "BBC" kritisiert, dass die finanziellen Mittel für seine Umsetzung nicht zur Verfügung stünden und es keine Zufluchtsorte für missbrauchte Frauen gebe. Bis 2014 hatte die Gesetzgebung noch ermöglicht, dass Vergewaltiger minderjähriger Mädchen der Strafverfolgung entgehen können, wenn sie ihre Opfer heirateten.

cpy