Flugzeug in der Luft
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Umweltschonendes Reisen
Akademien mahnen zu nachhaltigen Dienstreisen

Wissenschaftler fliegen zu viel, um Vorbild in Sachen Klimaschutz sein zu können. Zwei Akademien listen auf, wie sich das ändern ließe.

29.08.2022

Akademikerinnen und Akademiker sind berufsbedingt häufiger Vielflieger als andere Berufsgruppen. Aber das muss nicht so bleiben. Wie sich die dienstlichen Flugreisen reduzieren lassen, beschreiben die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und die Junge Akademie in einem aktuellen Papier mit dem Titel "Klimaschutz und Dienstreisen: Empfehlungen für ein umweltschonendes Reiseverhalten in der Wissenschaft".

Universitäten und Forschungseinrichtungen sollen demnach ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nachhaltiges Reisen ermöglichen, vor allem indem diese weniger fliegen (müssen). Dafür bräuchten sie eine gute technische Ausstattung für digitale Formate und finanzielle Anreize, auf Flüge zu verzichten – etwa Gutschriften von nicht verwendeten Reisemitteln. Kurzstreckenflüge sollen die Institutionen dem Papier zufolge nur noch in begründeten Ausnahmen gestatten. Stattdessen sollten sie Zugreisen in der 1. Klasse und in Nachtzügen abrechenbar machen und Kompensationszahlungen für notwendige Flüge genehmigen. Falls noch nicht geschehen, sollten auch die Bundesländer ihre Reisekostenregeln entsprechend anpassen.

Bei der nachhaltigen Organisation von Zusammentreffen seien auch Fachgesellschaften und Forschungsförderer gefragt. Diese sollten zum Beispiel bei Bewerbungen die Anzahl der angebbaren Konferenzen reduzieren, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern keinen Anreiz für "conference hopping" zu liefern.

Kein pauschaler Verzicht auf Dienstflüge

Den Akademien geht es nach eigenen Angaben nicht um einen radikalen oder pauschalen Verzicht auf Flugreisen, sondern um eine detaillierte Abwägung im Einzelfall, ob eine Dienstreise mindestens ebenso gut mit nachhaltigeren Verkehrsmitteln oder virtuell absolviert werden kann. Virtuelle Kommunikationsformen sparen demnach häufig Zeit und ermöglichten eine gerechtere Teilhabe am internationalen Diskurs. Dies sei vor allem bei wissenschaftlichen Veranstaltungen mit kleineren Gruppen zu empfehlen. Aber auch bei größeren Gruppen, etwa bei Konferenzen, seien virtuelle oder hybride Formate oft ein gute Alternative.

Laut Bericht machen die durch Flugreisen verursachten Emissionen bei vielen Forschungseinrichtungen einen erheblichen Teil der Gesamtemissionen aus. Daher könne hier auch am meisten eingespart werden. Wünschenswert sei ein Wettbewerb der Institutionen um die beste Umweltbilanz. Die Akademien wollen mit ihren Empfehlungen einen Wandel hin zu einer nachhaltigen akademischen Reisekultur einleiten, ohne dabei die Internationalität der Wissenschaft zu beeinträchtigen. Angesichts wissenschaftlicher Befunde zur Klimakrise seien Konsequenzen im akademischen Alltag besonders notwendig, nicht zuletzt wegen der symbolischen Bedeutung und aus Fragen der Glaubwürdigkeit.

ckr