Bevölkerungsumfrage
Corona steigert Glaubwürdigkeit der Forschung
Die Deutschen haben heute ein positiveres Bild von der Wissenschaft als noch vor der Corona-Pandemie. Vor allem die Glaubwürdigkeit der Forschung hat stark zugenommen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor, deren Ergebnisse der Projektleiter Dr. Thomas Petersen am Donnerstag in der "FAZ" vorgestellt hat. Rund 1.300 Personen haben Anfang Juni daran teilgenommen.
Unter den Berufsgruppen, denen die Bürgerinnen und Bürger vertrauen, dass sie die Wahrheit sagen, liegen die Ärztinnen und Ärzte demnach weiterhin vorne. Bei der letzten Umfrage 2015 hätten 55 Prozent der Befragten den Ärzten ihr Vertrauen ausgesprochen, in der aktuellen Umfrage waren es 66 Prozent. Ähnlich gewachsen sei das Ansehen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (von 30 auf 43 Prozent) sowie der Professorinnen und Professoren (von 23 auf 33 Prozent).
Jeder Zweite nähme zudem Naturwissenschaftler als wichtigen Impulsgeber für die Zukunft wahr. Deren empfundener Einfluss auf die gesellschaftliche Gestaltung sei damit in der Bevölkerung konstant geblieben: Von 56 Prozent Zustimmung im Jahr 2017 auf 54 Prozent in der aktuellen Umfrage. Dennoch stünden sie damit nun an der Spitze der Rangliste, noch vor den Universitäten, denen statt 54 nur noch 42 Prozent der Befragten einen bedeutenden gesellschaftlichen Einfluss zuschrieben. Auch anderen gesellschaftlichen Gruppen, wie Bürgerbewegungen (von 42 auf 29 Prozent) und Journalisten (von 26 auf 19 Prozent), würde von den Deutschen heute weniger Einfluss zugeschrieben als noch vor drei Jahren. Gewachsen sei dagegen der Anteil derer, die Parteien und Politiker als wichtige Zukunftsgestalter sehen (von 25 auf 31 Prozent).
Medien steuern Wertschätzung der Forschung
Laut Petersen sehe die Mehrheit der Bevölkerung in der Wissenschaft einen dynamischen Prozess, bei dem Irrtum teil der Erkenntnis sei. In der Umfrage stimmten demnach 60 Prozent der Aussage zu: "Wissenschaft macht Fortschritte und gewinnt neuer Erkenntnisse. Dass Wissenschaftler dann auch ihre Meinung ändern und an den neuen Wissensstand anpassen, ist doch der Kern von Wissenschaft." 30 Prozent hätten hingegen einer Gegenposition zugestimmt, die Experten Sprunhaftigkeit und Ratlosigkeit zuspricht.
Insgesamt habe sich der Eindruck, den die Bevölkerung von der Wissenschaft hat, in der Krise positiv verändert. Das verdankt die Forschung nach Ansicht von Petersen auch der sachlichen, gründlichen und differenzierten Berichterstattung der Medien über die wissenschaftlichen Zusammenhänge. Die gewachsene Wertschätzung beschränke sich in der Umfrage jedoch entsprechend vor allem auf medial stark vertretene Wissenschaftszweige wie Mediziner, Klimaforscher, Ingenieure und Virologen.
Auch ein tieferes Verständnis wissenschaftlicher Prinzipien sei in der Bevölkerung nicht weit verbreitet, schreibt Petersen. Das macht er vor allem daran fest, dass nur 31 Prozent der Befragten der Aussage widersprachen, der Staat solle Forschung nur bei klaren Zielen und gesellschaftlichem Nutzen finanzieren. "Besonders das Prinzip der Grundlagenforschung ist zu weit von der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen entfernt, um wirklich erfasst zu werden", so Petersen.
ckr