Abstrakte Dastellung einer Künstlichen Intelligenz durch vernetzte Datenpunkte, die die Form eines Gehirns bilden
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Künstliche Intelligenz
Innovationsclub fordert Reformen für EU-Digitalpolitik

Europäische Minister wollen in der EU-Digitalpolitik stärker kooperieren und KI voranbringen. Dafür werden in Deutschland neue Zentren gegründet.

28.11.2023

Die Digitalministerinnen und Digitalminister aus Estland, Lettland und Litauen, sowie der deutsche Digitalminister Doktor Volker Wissing wollen in Zukunft als "Innovationsclub" enger zusammenarbeiten, um den Digitalstandort Europa zu stärken und sich für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen einzusetzen. Das gaben die Ministerinnen und Minister der vier Staaten vergangenen Freitag in Mainz bei der Konferenz für Künstliche Intelligenz (KI) "KI als Innovationsmotor für Europa" des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) bekannt. In diesem Rahmen stellte der Innovationsclub auch einen Neun-Punkte-Plan für eine neue Digital-Agenda der EU vor, worin vor allem auf mehr Pragmatismus und effizientere Verfahren gesetzt werden soll. In den nächsten Wochen werden die Ansätze und Ideen erörtert werden.  

Auf der BMDV-Konferenz ging es schon damit los. Dort diskutierten rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über aktuelle Entwicklungen und Anforderungen an vertrauenswürdige KI. Eröffnet wurde sie in Mainz von der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, dem Bundesminister für Digitales und Verkehr Wissing und dem estnischen Minister für Wirtschaft und Informationstechnologie Tiit Riisalo. "Europa braucht eine innovationsfreundliche digitale Agenda", so Riisalo. "Wir müssen sicherstellen, dass die Nutzung neuer Technologien kein Selbstzweck ist, sondern ein Mittel zur Förderung des menschlichen Wohlstandes, durch effiziente und sichere Dienste."

Dem stimmen auch die anderen Staaten des Innovationclubs zu. "Wir verfolgen ein gemeinsames Ziel: Ein florierendes digitales Europa", sagt Aušrinė Armonaitė, die Ministerin für Wirtschaft und Innovation in Litauen. Und: "Die Förderung eines Umfeldes, das die Entwicklung digitaler Lösungen der nächsten Generation begünstigt, ist eine Aufgabe, die man am besten mit gleichgesinnten Partnern angeht". Inga Bērziņa, Ministerin für Umweltschutz und Regionale Entwicklung Lettlands, ergänzt: "Der Innovationsclub ist Ausdruck unserer Entschlossenheit, voneinander zu lernen, unser Wissen zu teilen und gemeinsam die Digitalpolitik der EU zu gestalten. Wir sehen, dass angesichts des harten globalen Wettbewerbs nur die agilsten Volkswirtschaften die Vorzüge digitaler Technologien nutzen können."

KI in Deutschland stärken, auch mit neuen Zentren

"Wir starten mit dem Innovationsclub eine Offensive für eine umfassende und konsequente Digitalisierung in Europa", so Wissing, "wir müssen von den Vorreitern der Digitalisierung lernen und vorhandenes Wissen besser nutzen". Auf der KI-Konferenz in Mainz stellte er auch die neue Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung vor: die Nationale Initiative Künstliche Intelligenz und Datenökonomie, kurz: "Mission KI". Der Zweck: "Die Entwicklung von KI in Deutschland stärken und mehr Tempo in die praktische Umsetzung bei uns im Land bringen", so Wissing. "Dafür brauchen wir eine vernünftige KI-Regulierung in Europa: Innovationsoffenheit statt Technologieverboten und Standards, die international anschlussfähig sind." So könne "AI - Made in Germany" etabliert werden und zu einem internationalen Wettbewerbsvorteil für Deutschland werden, argumentiert Wissing.

"Wir brauchen KI", sagte Wissing gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur (dpa). "Wenn man sich vorstellt, dass KI nur im Ausland entwickelt wird und wir Importeure dieser Technologie werden, dann geraten wir in eine fundamentale Abhängigkeit." Bei solchen Schlüsseltechnologien müsse Deutschland souverän sein. Insbesondere bei KI sei überhaupt nicht absehbar, was kommendes Jahr passiert. "Deswegen halten wir es für falsch, dass man jetzt diese Technologie reguliert", sagte Wissing. Etwas anderes sei das bei ethisch nicht vertretbaren Anwendungsfällen, wie beispielsweise Social Scoring, bei dem Sozialverhalten von bewertet wird. Es müsse eine verbindlichen Selbstverpflichtung der Entwickler geben, dass bei der Technologie Werte wie Demokratie, Transparenz und Neutralität beachtet würden.

Die Initiative "Mission KI" wird von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaft (acatech) aufgebaut und mit 32 Millionen Euro vom Bund gefördert. Teil davon ist auch der Aufbau von KI-Zentren in Berlin und Kaiserslautern. "Mit seiner dynamischen KI-Szene und exzellenten Forschungseinrichtungen kann Rheinland-Pfalz", so Wissing, der selbst aus dem Bundesland stammt, "maßgeblich dazu beitragen, dass  vertrauenswürdige leistungsstarke und sichere KI-Anwendungen auf den Markt gebracht werden". Auch Schmitt begrüßt die Entscheidung, die laut ihr die Attraktivität des Innovationsstandort Rheinland-Pfalz belegt: "Als Land bringen wir uns gerne ein, den Trend zu innovativen, hochtechnisierten Gründungen gemeinsam mit dem Bund weiter zu stärken. Gerade für unsere Startups, die Gründerinnen und Gründer ist der einfache Zugang zu Forschung und Wissenschaft elementar", sagt sie.

KI zum Anfassen in Kaiserslautern und Berlin

"Jeder Wirtschaftsteilnehmer muss KI nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben", betonte Wissing gegenüber der dpa sagte auch: "Wenn der Mensch durch eine Maschine in Teilprozessen ersetzt wird, dann müssen wir diese Maschine auch kontrollieren." Deswegen soll es im KI-Zentrum Kaiserslautern auch eine Stelle geben, die Wissenschaft und Wirtschaft hinsichtlich KI noch enger zusammenbringe. Daneben soll das zweite KI-Zentrum in Berlin entstehen. Dort werde es einen Showroom geben, in dem Bürgerinnen und Bürger KI testen und ausprobieren könnten, erklärte Wissing. Das Zentrum in Kaiserslautern werde eher wirtschafts- und anwendungsorientierter sein. "Meine Idee war, das Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ein bisschen stärker ins Spiel zu bringen."

Das DFKI sitzt ebenfalls in Kaiserslautern und kooperiert mit dem dortigen KI-Zentrum, um KI für die Öffentlichkeit greifbar zu machen zu bringen und eine KI-Erprobungsumgebung zu schaffen. KI-Prüfansätze sollen in realen Anwendungsfällen erprobt, weiterentwickelt und ein KI-Qualitätslabel etabliert werden, heißt es in der DFKI- Pressemitteilung. "Unser Ziel ist es Spitzenforschung anschaulich und begreifbar zu machen, die vielfältigen Einsatzpotenziale von Künstler Intelligenz aufzuzeigen, einen partizipativen Diskus mit allen Teilen der Gesellschaft zu führen, um damit eine breite Vertrauensbasis für diese wichtige Schlüsseltechnologie zu schaffen", sagte Professor Dr. Andreas Dengel, Geschäftsführender Direktor des DFKI in Kaiserslautern, das sich freut dabei seine Expertise und Erfahrung miteinzubringen.

kfi