Die AI-Software ChatGPT wird auf einem Handybildschirm angezeigt.
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Digitalisierung
Künstliche Intelligenz im Bildungsalltag angekommen

Zwei Drittel der Schüler und Studierenden nutzen KI basierte Tools für ihre Ausbildung. Elon Musk veröffentlicht einen eigenen Chatbot.

06.11.2023

Der Hype um ChatGPT und andere Werkzeuge, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, spielt auch für viele junge Menschen in ihre Ausbildung eine entscheidende Rolle. 68 Prozent der Schülerinnen und Schüler, Azubis und Studierenden setzt KI-Tools für ihre Hausaufgaben und Studienarbeiten ein. So das Ergebnis einer YouGov-Befragung, die im Auftrag des Mobilfunkanbieters "congstar" und dem Unternehmen "share" mit über 700 Personen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren durchgeführt wurde. Laut ihr nutzen 11 Prozent KI-Programme regelmäßig für ihre Ausbildung, mehr als ein Drittel manchmal, ein Viertel selten und ein Drittel gar nicht, meldet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Seit einem Jahr ist ChatGPT, ein großes Sprachmodell von OpenAI, einem Start-Up aus Kalifornien, kostenlos verfügbar. In nur wenigen Wochen waren die Nutzerzahlen auf über 100 Millionen hochgeschnellt. Und auch in der Wissenschaft wird es genutzt. Denn es kann Fragen aus verschiedenen Themenbereichen beantworten und Texte verfassen. Laut einer Befragung des US-Zeitschrift "Nature" nutzt ein Drittel der Postdocs weltweit Chatbots für ihre wissenschaftliche Arbeit. Am häufigsten wird es für Textverbesserungen genutzt, so die "Nature"-Umfrage; häufig in Ingenieur- (44 Prozent) und Sozialwissenschaften (41 Prozent), seltener bei klinischen Wissenschaften (29 Prozent).

"Positiv wirkt sich die KI durch die schnelle Beantwortung kurzer Zwischenfragen aus. So kann die KI binnen Sekunden komplizierte Fachwörter und Prozesse erklären. Dies macht das Lernen nicht nur deutlich einfacher, sondern spart auch eine Menge Zeit", sagt Valentin Steffen gegenüber Forschung & Lehre. Er studiert Audiovisuelle Medien an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Kritischer sieht das Anglistik- und Amerikanistik- Professorin Doktor Irmtraud Huber von der Universität Konstanz: "Der Einsatz von KI lässt sich nur sehr schwer kontrollieren. Allerdings sind die Programme noch nicht ausgereift genug, um eigenständige Arbeit sinnvoll zu ersetzen." Auch nur eine kleine Minderheit der “Nature“-Befragten (17 Prozent) waren der Meinung, dass Künstliche Intelligenz ihre tägliche Arbeit oder ihre Karrierepläne verändert hätte.

Elons Musks launcht eigenen Chatbot und heizt die KI-Debatte weiter an

Nun hat allerdings das KI-Start-Up des Tech-Milliardärs Elon Musk einen eignen Chatbot entwickelt, der ChatGPT Konkurrenz machen soll. Die Software heißt Grok und ist erstmal nur für Nutzer in den USA verfügbar. Voraussetzung: Abo-Kunde von Musks- Online-Plattform X (ehemals Twitter) sein, in der teuersten Stufe. In den USA kostet das monatlich 16 US-Dollar in Deutschland fast 20 Euro. Das Besondere an Musks Chatbot sei, dass sie direkten Zugriff auf aktuelle Informationen von X habe, erläuterte das Start-Up X.AI zum Start der Software am Wochenende, so die dpa.

Grok beantworte auch "pikante" Fragen, die von den meisten anderen KI-basierten Systemen abgelehnt würden. Musk, der politische Ansichten der amerikanischen Rechten vertritt, kritisiert andere Tech-Unternehmen schon länger dafür, angeblich die Redefreiheit einzuschränken. Nach der Übernahme von Twitter lockerte er deswegen die Regeln für die von der Plattform tolerierten Äußerungen. Viele Expertinnen und Experten sehen das sehr kritisch. Insbesondere mit Hinblick auf KI. Sie befürchten, dass Chatbots in rassistische, homophobe oder andere diskriminierende Äußerungen verfallen können, wenn sie von solchen Daten angefüttert werden. 

Auch Musk, der an der Gründung von OpenAI beteiligt war, warnte selbst davor, dass Künstliche Intelligenz gefährlich für die Menschheit werden könne. Im Frühjahr gehörte er zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes, in dem dazu aufgerufen wurde, die Entwicklung von KI-Software für ein halbes Jahr zu pausieren, um in dieser Zeit einen Regulierungsrahmen zu schaffen. Seine Absichten wurden allerdings in Frage gestellt, nachdem publik wurde, dass etwa zur gleichen Zeit Musks selbst seine KI-Firma X.AI gründete. 

kfi/dpa