Holocaust-Gedenken
Viele Niederländer halten Holocaust für einen Mythos

In den Niederlanden herrscht Unwissen. 78 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz kennen viele das Ausmaß des Holocausts nicht.

Fast ein Viertel der jungen Niederländerinnen und Niederländer hält den Holocaust für einen Mythos oder für übertrieben. Das ist das Ergebnis einer Studie der Claims Conference, die am Mittwoch, kurz vor dem Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, veröffentlicht wurde. Diese Zahl – insgesamt 23 Prozent der Befragten aus den Generationen der Millennials und sogenannten Generation Z  – sei damit höher als in jedem anderen zuvor untersuchten Land, hieß es. Die Claims Conference wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um Ansprüche jüdischer Überlebender gegen Deutschland durchzusetzen und kümmert sich auch heute um Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen.

Für die Repräsentativstudie in den Niederlanden wurden insgesamt 2.000 Erwachsene über 18 Jahre befragt. Unbekannt war vielen Befragten das ganze Ausmaß des Holocausts: So wussten 54 Prozent aller Befragten und 59 Prozent der jungen Niederländerinnen und Niederländer nicht, dass sechs Millionen Juden ermordet wurden. Insgesamt 29 Prozent glaubten dagegen, dass zwei Millionen oder weniger Juden während des Holocaust getötet wurden. Bei den Millennials und der Gen Z lag der Anteil sogar bei 37 Prozent.

"Unsere Niederlande-Studie führt uns eindrücklich vor Augen, dass historische Fakten vor allem unter jungen Erwachsenen keine verbindliche Größe mehr sind", sagte Rüdiger Mahlo, der Repräsentant der Claims Conference in Deutschland. "Das Wissen über den Holocaust und das Bewusstsein für den Holocaust erodieren in einer Rasanz, die uns aufrüttelt. Unsere schlimmsten Befürchtungen erweisen sich als begründet."

Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945, wird seit 2005 der "Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" begangen. Auch in den Niederlanden ist der 27. Januar ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Ein Denkmal in Amsterdam, das Holocaust Namenmonument, entworfen vom Architekten Daniel Libeskind und eröffnet im September 2021, erinnert an die über 100.000 jüdischen Opfer des Holocausts aus den Niederlanden sowie an die 220 Opfer der niederländischen Sinti und Roma, die ebenfalls deportiert wurden. Das Monument nennt ihre Namen und Lebensdaten.

dpa/cpy/ckr

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